Mit mehreren Kommentaren seiner Leitmedien hat der Vatikan die geplante militärische Aufrüstung in Europa kritisiert. Die Kommentare wurden in der offiziellen Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Online Freitag) und vom Portal Vatican News publiziert.
Andere Stimmen als der Papst
Da der Papst derzeit selbst kaum sprechfähig ist, werden den Äußerungen in den Vatikan-Medien derzeit von Beobachtern größeres Gewicht beigemessen als sonst. Sie gelten als Äußerungen, die mit der Linie des vatikanischen Staatssekretariats übereinstimmen.
Besonders scharf kritisiert ein Leitartikel des für die inhaltliche Linie der Vatikanmedien verantwortlichen Direktors Andrea Tornielli die Pläne der EU. Er schreibt: "Europa hat sich in den vergangenen drei Jahren unfähig gezeigt zu kreativen diplomatischen Initiativen.
Es war offenbar nur in der Lage, der zu Unrecht von russischen Truppen angegriffenen Ukraine Waffen zu liefern. Aber es war nicht in der Lage, gleichzeitig konkrete Verhandlungsstrategien vorzuschlagen und zu verfolgen, um den blutigen Krieg zu beenden. Und nun schickt sich Europa an, in Nachahmung anderer Weltmächte die exorbitante Summe von 800 Milliarden Euro in Waffen zu investieren."
"EU gibt mehr Geld für Militär als Russland"
Weiter heißt es in dem Kommentar: "Diese Summe wird investiert, um die Waffenbestände aufzublähen und gleichzeitig die Taschen der Fabrikanten des Todes zu füllen – und das, obwohl schon heute die Militärausgaben der EU die der Russischen Föderation übersteigen. Ist das wirklich der Weg, um für den Alten Kontinent oder für die gesamte Welt eine Zukunft in Frieden und Wohlstand sicherzustellen? Gibt uns der Rüstungswettlauf wirklich Sicherheitsgarantien?"
Schließlich stellt der Kommentator fest, die wahre Bedrohung, die es zu entschärfen gelte, sei "der Dritte Weltkrieg in Stücken, vor dem der Papst schon vor einem Jahrzehnt in prophetischer Weise gewarnt hat. Aber statt eine aktive Rolle mit Vorschlägen für Frieden und Verhandlungen einzunehmen, läuft die EU Gefahr, sich unter denen wiederzufinden, die eine Eskalation der Aufrüstung betreiben."