"Es wäre wichtig, das Thema ernstzunehmen", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dies betreffe etwa das enge Verhältnis vieler Menschen zu ihren Haustieren, das der Tierethiker im Rahmen eines Forschungsprojekts der Arbeitsgruppe Ethik der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) untersucht hat. Besonders im Fokus stand dabei die Frage, wie Halter um ihre verstorbenen Haustiere trauern.
Nachholbedarf
Für viele Menschen sei die Nähe zu Tieren "ein wichtiger Teil ihres Lebens. Einen seelsorglichen Umgang damit zu finden, ist vollkommen legitim", so Kunzmann. Die Kirche könne nicht sagen, "das entspricht nicht unserer Tradition, also seid ihr falsch unterwegs". Theologisch betrachtet gebe es ebenfalls einen gewissen Nachholbedarf.
Viele Menschen verstünden sich selbst heutzutage nicht mehr als Gegenentwurf zum Tierreich, erklärte der Forscher. "Unsere Kultur lebt gedanklich aus drei Wurzeln: der biblisch-christlichen, der antik-philosophischen und der aufklärerisch-rationalistischen. All diese Kulturen haben den Unterschied zwischen Menschen und Tieren betont." Dies habe sich zuletzt stark verändert.
"Kern der eigenen Botschaft nicht aushöhlen"
Zugleich seien der kirchlichen Annäherung an das Thema "enge Grenzen gesetzt", so Kunzmann: "Der Kern der christlichen Botschaft richtet sich an Menschen. Das meine ich nicht überheblich: Tiere sind der Erlösung nicht bedürftig - Menschen aber schon." In der Bibel gehe es "um die Beziehung zwischen Gott und Mensch, um deren Störung und deren Heilung". Dies könne man "beiseite schieben und eine Öffnung für Tiere fordern". Zugleich sehe er genau darin eine Aufgabe für die Kirchen, "einerseits die zunehmende Verbundenheit zwischen Mensch und Tier ernstzunehmen - und andererseits den Kern der eigenen Botschaft nicht auszuhöhlen".