"Die Dringlichkeit einer ökologischen Verhaltensänderung lässt sich nicht leugnen", sagte Latzel dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir müssen deshalb die Ursachen des Klimawandels in den Blick nehmen und unser Verhalten ändern, aber auch für künftige Katastrophen vorsorgen- zum Beispiel, indem wir einen Bau oder Wiederaufbau in gefährlicher Nähe zu Flüssen meiden."
Gesellschaft kann nicht gegen alles absichern
Es sei zu merken, dass die Zahl und das Ausmaß von Naturkatastrophen wie Hochwasser und Hitzewellen zunehmen, sagte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland, die an mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz selbst von dem Hochwasser betroffen war.
"Und wir wissen, dass das mit unserer Lebensweise zusammenhängt." Die verheerende Flut lasse die Menschen die Verletzlichkeit ihres Daseins spüren, viele hätten eine ungeahnte Hilfslosigkeit erlebt. "Unsere moderne Gesellschaft ist hoch fragil, sie lässt sich nicht gegen alles absichern", erklärte der Theologe.
Kirche seelsorglich gefragt
Latzel erwartet, dass die Folgen des Hochwassers die Betroffenen noch Jahre beschäftigen. Die Kirche sei hier sowohl diakonisch als auch seelsorglich und geistlich gefragt. "Jetzt, da die Phase der ersten Hilfen vorbei ist, werden wir die Betroffenen weiter mit einer nachgehenden Seelsorge begleiten", kündigte der rheinische Präses an.
Er verstehe die Katastrophe darüber hinaus als einen geistlichen Ruf zur Umkehr und zur Besinnung, sagte Latzel: "Was trägt mich in meinem Leben, gibt mir Hoffnung und Halt, wenn alles andere weggespült wird?" Christen glaubten an einen Gott, der Menschen auch im Leiden nicht allein lasse und in Schlamm und Dreck mit ihnen mitleide. "Das ist eine Hoffnungsperspektive, die uns stärken kann und die uns motiviert, dass wir uns konsequent für Klimagerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen."