Im WDR beschrieb der Münsteraner Religionssoziologe am Sonntag zwei mögliche Szenarien für die Zeit nach der Corona-Krise: Im einen Fall könnte die Beteiligung am kirchlichen Leben noch weiter zurückgehen, wenn diejenigen nicht mehr zurückkommen, die seit Jahren vor allem noch aus Gewohnheit dabei waren und weniger aus Überzeugung.
Im zweiten Fall könnten Menschen, die derzeit wegen der Pandemie nicht am kirchlichen Leben teilnehmen können, danach ein umso stärkeres Bedürfnis haben, wieder zur Kirche zu kommen. Beides sei plausibel, betonte der Experte, doch er halte das erste Szenario für wahrscheinlicher: "Es ist wohl zu befürchten, dass die Effekte auch auf die Beteiligung am kirchlichen Leben eher negativ sind."
Skandale treffen katholische Kirche mitten ins Herz
Zum Umgang mit Missbrauch sagte Pollack, man könne die Bedeutung der Skandale "gar nicht überschätzen". Sie träfen gerade die katholische Kirche mitten ins Herz, weil diese ja auch den Anspruch erhebe, "eine Art Repräsentanz der göttlichen Präsenz in unserer Welt" zu sein. Dabei stünden die Priester gewissermaßen für diesen Anspruch auf Heiligkeit und die Sichtbarkeit Gottes in der Welt.
Und wenn dann ausgerechnet Priester solche Verfehlungen begingen, so der Religionssoziologe weiter, dann werde - neben allen schlimmen Folgen für die Opfer - auch diese Heiligkeit in Frage gestellt und der theologische Kern der Kirche angetastet.
Für die Verantwortlichen in der Kirche bleibt aus Pollacks Sicht kein anderer Weg als Buße zu tun, demütig zu sein, Schuld zu bekennen und so offen wie möglich die Aufarbeitung anzugehen: "Kirche muss glaubhaft kommunizieren, das sie umkehren will, lernen will und dass sie sich erneuern möchte."