Temporär keine öffentlichen Gottesdienste in Österreich

"Verschlankung auf das Allernotwendigste"

"Keine öffentlichen Gottesdienste für die breite Masse der Gläubigen": In Österreich tritt an diesem Montag eine neue Lockdownverordnung in Kraft. Sie betrifft auch Gottesdienste. Wie leben die Christen im Land jetzt ihren Glauben?

Symbolbild: Geschlossene Kirchentür / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild: Geschlossene Kirchentür / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: An diesem Montag tritt in Österreich eine neue Verordnung in Kraft. Heißt das, bis 17. Januar finden überhaupt keine Präsenz-Gottesdienste mehr statt?

Klaus Prömpers (Journalist): Genau so ist es gedacht. Keine öffentlichen Gottesdienste für die breite Masse der Gläubigen. Gestern Abend um 19 Uhr war ich noch in der Abendmesse in meiner Pfarrei, in die ich in der Regel hingehe. Da waren insgesamt nur vier Gläubige anwesend und der Pfarrer kam hinterher zu uns und bedauerte sehr, dass bis zum 17. Januar nun keine Gottesdienste mehr stattfinden würden. Kein Silvesterrückblick, kein Neujahrsauftakt und alles nicht, was man sonst gewöhnt ist.

DOMRADIO.DE: Wie ist es denn dazu gekommen? Haben die Kirchen einfach gesagt, wir machen jetzt zu?

Prömpers: Sie haben durchaus gepokert, denn der dritte Lockdown in Österreich insgesamt gilt bereits seit dem 26. Dezember, also seit dem zweiten Weihnachtstag, der hier Stefanitag heißt. Und sie haben darauf gepokert, dass sie noch bis zum Sonntag, dem 27.12., geöffnet bleiben konnten. Nun, ab heute müssen sie wieder zumachen.

Sie wollen sich, so sagen die Bischöfe und der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Lackner, dem Bemühen der Bundesregierung in Österreich anschließen, die Neuinfektionen zu senken. Denn die Intensivstationen sollen nicht überborden und wir wollen langsam auch mit der Impfung in sichere Fahrwasser kommen.

DOMRADIO.DE: Jetzt gibt es detailliertere Regeln für nicht öffentlich zugängliche Gottesdienste. Was ist denn das?

Prömpers: Es ist erlaubt und das ist neu gegenüber dem letzten Lockdown, dass es Gottesdienste für Gruppen von fünf bis zehn Personen geben darf. Dabei ist vorgeschrieben, dass nur Solisten beziehungsweise Kantoren singen dürfen, damit wenigstens die notwendigen Gesänge übernehmen werden. Es darf keine großen Gebete und Gesänge geben. Der Gottesdienst wie auch die Predigt sollen kurz gehalten werden und es soll auch mehr Abstand gehalten werden als die normalen 1,5 Meter.

In vielen Fällen war es in den letzten Tagen und Wochen bereits so, dass jede zweite Bank gesperrt worden ist. In manchen Pfarreien musste man sich schriftlich voranmelden. Wenn man in die Kirche kam, musste man Name, Telefonnummer und Adresse und gegebenenfalls E-Mail-Adresse angeben, damit im Falle eines Ausbruchs der Krankheit aus einer Gruppe des Gottesdienstes die übrigen Teilnehmer auch hätten verständigt werden können. Anstelle der Gesänge soll übrigens Instrumentalmusik treten. Also die Orgel darf weiter gespielt werden.

DOMRADIO.DE: Diese gebotene Kürze, in der der Gottesdienst gefeiert werden soll, ist ein interessantes Gebot. Was bedeutet gebotene Kürze?

Prömpers: Sozusagen die Verschlankung auf das Allernotwendigste im Verlauf des Gottesdienstes. Das heißt, man kann ja einen Gottesdienst durchaus in 25 bis 30 Minuten beenden, wenn man eine äußerst kurze Predigt macht, so gut wie gar nicht singt und alles auf das Minimum beschränkt. Und auch bei der Kommunion mit zehn Personen und zehn Teilnehmern ist ja im Grunde eine kurze, schnelle Kommunion möglich, die nur noch das Überreichen der Hostien nach Desinfizieren der Hände des Zelebranten und mit Mund-Nasen-Schutz beinhaltet.

DOMRADIO.DE: Erzbischof Franz Lackner sagt, dass die Christen in Österreich in den nächsten Wochen vor allem daheim ihren Glauben leben sollen. Ab 1. Januar gibt es eine Neun-Tage-Gebetsnovene "Mit Gott-Vertrauen das Neue Jahr beginnen". Ist das eine Offensive gegen die Pandemie? Was steckt dahinter?

Prömpers: Es ist sowohl eine Offensive gegen die Pandemie als auch ein Versuch, gemeinschaftlich in dem Bemühen anzutreten, weiter beieinander zu bleiben. Das wird beispielsweise durch die Tatsache ergänzt, dass sehr viele Bischöfe, sehr viele Pfarreien jeden Morgen live Gottesdienste übertragen. Beispielsweise wird mit dem Wiener Kardinal Schönborn um 8 Uhr von montags bis freitags aus der Andreaskapelle des Bischöflichen Sitzes eine Messe übertragen. Am Wochenende gibt es mehr live übertragene Gottesdienste in Radio und Fernsehen, sodass insgesamt der Bezug zur Kirche - das gilt auch für die 15 übrigen Religionen in Österreich - nicht verloren gehen soll.

DOMRADIO.DE: Das heißt also, der Aufruf, an Online-Gottesdiensten zu Hause teilzunehmen, wird jetzt groß geschrieben.

Prömpers: Er wird groß geschrieben und es wird auch unterstützt, wenn sich private Initiativen per Zoom zusammenschalten. Da kann dann ja auch gesungen werden, weil in der Gruppe derer, die sich kennen, die in einem Haushalt leben, gesungen werden kann, ohne dass andere gefährdet werden.

DOMRADIO.DE: Steht in dieser bischöflichen Rahmenverordnung, mit der die staatlichen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung unterstützt werden, auch etwas über andere kirchliche Feiern, also beispielsweise Taufen, Trauungen, Begräbnisse?

Prömpers: Taufen und Trauungen sollen weiterhin verschoben werden bis auf den Zeitpunkt nach dem 17. Januar, wenn der Lockdown aller Voraussicht nach beendet werden wird. Begräbnisse sind jederzeit möglich, weil sie ja nicht so ohne weiteres aufschiebbar sind. Allerdings gilt es eine maximale Teilnehmerzahl von 50 Personen auf dem Friedhof zu beachten.

Das sind die wesentlichen Dinge, die man im Moment im Auge haben muss, wenn man solche außerordentlichen Dinge praktizieren muss. Alles andere ist ohnehin verschoben: Erstkommunion, Firmung, et cetera. Da hofft man auf die wärmere Jahreszeit und die Wirksamkeit der Impfungen, die bis dahin ja hoffentlich stärker greifen wird.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Klaus Prömpers (privat)
Klaus Prömpers / ( privat )
Quelle:
DR
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