"Viele haben das Land verlassen. Die Sorge um die Macht der Islamisten prägt das Leben der verbleibenden Christen enorm", sagte der Präses der rheinischen Landeskirche, Manfred Rekowski, am Freitag in Düsseldorf. Der Bevölkerungsanteil der Christen habe sich seit Beginn der Bürgerkrieges von 20 Prozent auf jetzt zehn Prozent halbiert.
Baschar al-Asad ist kleineres Übel
Die syrischen Chrisen steckten in dem Dilemma, sich mit dem Machthaber Baschar al-Asad zu arrangieren, sagte Rekowski. Er gelte gegenüber dem Assad-Gegner Islamischer Staat (IS) als das kleinere Übel.
"Wenn der IS hier die Macht übernimmt, dann würden die Christen in Syrien keine Zukunft haben", machte der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) deutlich.
Dass in der Hauptstadt Damaskus Christen und Muslime wie schon vor dem Krieg weiterhin friedlich zusammenlebten, gebe zumindest ein "Zeichen der Hoffnung" für ein künftiges friedliches Miteinander.
Schwierige Beziehung mit Libanon
Alle politischen, zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Kräfte seien jetzt gefordert, mehr Schritte für einen Frieden in Syrien zu unternehmen, mahnte Rekowski. Wenn es für Syrien keine Perspektive gebe, würden die meisten Flüchtlinge nicht in ihr Heimatland zurückkehren. Bislang seien nur drei Prozent der ins Ausland geflohenen Syrer zurückgekehrt.
Vor diesem Hintergrund erschwere sich auch im Nachbarland Libanon die Lage, wohin rund 1,5 Millionen Syrer geflohen seien, sagte Rekowski weiter. Er hatte in der vergangenen Woche mit einer Delegation den Libanon bereist, um sich dort ein Bild von den syrischen Flüchtlingscamps dort zu machen.
Anders als Deutschland setze der Libanon nicht auf Integration der Flüchtlinge, berichtete der Präses. Stattdessen erwarte man, dass die Flüchtlinge nach Kriegsende wieder nach Syrien zurückkehrten.