Gut zwei Wochen nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kann der Verein "Aktion Deutschland hilft" ein Spendenaufkommen von insgesamt 149 Millionen Euro vermelden. Das teilte ein Sprecher des Hilfsbündnisses am Freitag in Bonn auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit. Allein etwa 71,3 Millionen wurden im Rahmen des ARD-Benefiztages gesammelt, wie die ARD bekanntgab.
"Eher in Jahren denken"
Das Geld werde nun vor Ort "nach Bedarfen verteilt", sagte die Geschäftsführende Vorständin der "Aktion Deutschland hilft", Manuela Roßbach, dem WDR-Radio. Sieben Millionen Euro seien bereits abgerufen worden. Nach den ersten Maßnahmen zur Rettung und Bergung müsse nun geklärt werden, inwieweit weitere Geldbeträge für eine Soforthilfe schnell zur Verfügung gestellt werden müssten.
Laut Roßbach ist derzeit noch nicht abzusehen, wie lange die Wiederaufbau in den betroffenen Orten dauern wird, hier müsse man "eher in Jahren denken". Momentan gehe es darum, den Menschen, die ihr Heim verloren haben, eine Unterkunft zu verschaffen und ihnen auch "ein bisschen Würde" zu geben.
Diakonie vergibt 1.500 Euro pro Haushalt
Die Beauftragte für Sozialpolitik der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, Helga Siemens-Weibring, betonte ebenfalls die Notwendigkeit zur schnellen Hilfe. "Wir befinden uns in einer Phase der absoluten Not, in der schnell geholfen werden muss", sagte sie dem epd. Deshalb könnten die Anträge auch ohne großen Aufwand "niedrigschwellig" gestellt werden.
So geschehe die Bedürftigkeitsprüfung unbürokratisch vor Ort und sei momentan noch nicht umfassend. Manche Flutopfer hätten ihre gesamten Unterlagen verloren, benötigten aber dennoch Soforthilfen. "Bislang haben wir Soforthilfen in einem sechsstelligen Bereich ausgezahlt", erläuterte Siemens-Weibring. Pro Einrichtung seien 30.000 Euro zur Weitergabe an Bedürftige möglich, Haushalte könnten bis zu 1.500 Euro in bar erhalten.
Caritas sammelte 25 Millionen
Auch die Caritas verzeichnet eine große Spendenbereitschaft für die Opfer des Hochwassers. Über 25 Millionen Euro waren schon Mitte der Woche bei Caritas International eingegangen, darin enthalten auch 3,7 Millionen Euro aus der Aktion der Funke-Mediengruppe mit der Caritas in NRW, wie die Diözesan-Caritasverbände in Nordrhein-Westfalen mitteilten.
Weitere 7,6 Millionen Euro (Stand Freitag 16 Uhr) wurden bei der "Aktion Lichtblicke-Tag Spezial: Wir in NRW - zusammen stark" von Radio NRW und den 45 privaten Lokalradios gesammelt. Allein am Freitag hätten die Hörer bislang über 3,6 Millionen Euro für die vom Unwetter Betroffenen in Nordrhein-Westfalen gespendet, teilte Radio NRW mit. Das sei "eine noch nie da gewesene Spendensumme in der 23-jährigen Geschichte der Aktion Lichtblicke". Die "Aktion Lichtblicke" ist eine Spendenaktion des Mantelprogrammanbieters Radio NRW, des Verbandes Lokaler Rundfunk für die 45 Lokalradios in NRW sowie der kirchlichen Hilfswerke Diakonie und Caritas in Nordrhein-Westfalen.
Täglich bis zu 12.000 Essensrationen
Der Malteser Hilfsdienst zog unterdessen eine erste Zwischenbilanz zu seinen Einsätzen: Insgesamt wurden 2.170 Helfer an 32 Einsatzschwerpunkten in NRW und Rheinland-Pfalz eingesetzt. Dabei wurden bis zu 12.000 Essensrationen täglich ausgegeben und 4.000 größere Hilfeleistungen und Hilfsmaßnahmen erbracht.