Nach der gut 15-minütigen privaten "herzlichen Unterhaltung" lobten beide Seiten das gute Verhältnis zueinander und die Zusammenarbeit zwischen der Kirche und dem sozialistischen Staat in verschiedenen Bereichen, wie der Vatikan am Mittwochabend mitteilte. Der "gemeinsame Geist des Dialogs" und die andauernde Suche nach "angemessensten Mitteln, damit die Beziehungen weiter voranschreiten können", unterstützten das bestehende Verhältnis.
Vietnam zählt zu den wenigen Ländern, zu denen der Vatikan keine offiziellen diplomatischen Beziehungen unterhält. Nach dem Ende des Vietnam-Krieges hatten die kommunistischen Machthaber die Kontakte 1975 abgebrochen.
Kleine Trommel aus Bronze
Beim üblichen Geschenkeaustausch und Erinnerungsfoto nach dem Termin wirkten Papst Franziskus und Präsident Quang laut anwesenden Journalisten entspannt. Der Papst überreichte dem Präsidenten eine Medaille und seine Schreiben "Evangelii Gaudium", "Laudato si" und "Amoris laetitia". Quang schenkte Franziskus eine kleine Trommel aus Bronze. Nach der Privataudienz beim Papst traf sich Quang mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen Außenminister, Kurienerzbischof Paul Richard Gallagher.
Seit den 90er Jahren gibt es eine Wiederannäherung zwischen Vatikan und Vietnam. Beide Seiten erörtern bei jährlichen Begegnungen grundsätzliche Fragen wie Bischofsernennungen oder den Zugang zu Priesterseminaren. Beim letzten Treffen im Oktober hatten Hanoi und der Vatikan ihren Willen zu einer weiteren Annäherung bekräftigt und Fortschritte in den Beziehungen gelobt. Ende 2011 ernannte der Vatikan mit dem italienischen Erzbischof Leopoldo Girelli erstmals wieder einen diplomatischen Vertreter für Vietnam. Er hat den Status eines nichtresidierenden Sondergesandten.
Verweis auf Verbesserungen der Religionsfreiheit
Tran Dai Quang ist seit April Präsident Vietnams. Sein Vorgänger Nguyen Minh Triet war 2009 von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) im Vatikan empfangen worden. 2014 traf Franziskus mit dem damaligen Ministerpräsidenten Vietnams zusammen, Nguyen Tan Dung. Der Vatikan bezeichnete diese Begegnung damals als einen "wichtigen Schritt" auf dem Weg zu besseren bilateralen Beziehungen.
Die Vatikanvertreter würdigten nach der Begegnung im Oktober unter anderem ein konkretes Entgegenkommen der sozialistischen Republik beim Aufbau eines Katholischen Instituts sowie bei der Ausrichtung katholischer Feierlichkeiten. Die Delegation Vietnams verwies auf Verbesserungen beim Thema Religionsfreiheit und würdigte die aktive Rolle der Kirche für die gesellschaftliche Entwicklung des kommunistischen Landes.
7 Millionen Christen
Von den gut 90 Millionen Einwohnern Vietnams werden 6 bis 7 Millionen als Christen geführt; die Katholiken sind mit 26 Bistümern und einem Anteil von 7 Prozent an der Gesamtbevölkerung die mit Abstand größte christliche Kirche in Vietnam.