In den Elendsvierteln bahne sich derzeit eine Katastrophe an, erklärte der Leiter der Hilfsorganisation in Südafrika, Patrick Kulati. "Die Infektionsraten schnellen nicht zufällig vor allem in den schwarzen Gemeinden in die Höhe - das ist das Erbe der Apartheid", sagte er am Donnerstag in Johannesburg.
Leben auf viel zu engem Raum
Besonders in den von Schwarzen bewohnten Elendsvierteln sei es unmöglich, sich zu schützen, weshalb sich das Virus hier deutlich schneller ausbreite. "Die Townships entstanden zu Apartheid-Zeiten, um die Schwarzen zu separieren - auf viel zu engem Raum und weit entfernt von allen Jobmöglichkeiten", sagte Kulati. "Systematisch wurde so die Armut manifestiert."
Die Menschen in den Townships hätten weder Geld noch räumliche Möglichkeiten, ausreichend Lebensmittel zu lagern. Der Hunger nehme drastisch zu und bedrohe vor allem das Leben der Kinder.
Jugendarbeitslosigkeit bei 60 Prozent
In keinem anderen Land sei der Wohlstand so ungleich verteilt wie in Südafrika, so SOS-Kinderdörfer. Die Jugendarbeitslosigkeit liege bei 60 Prozent, betroffen seien fast ausnahmslos Schwarze.
Es sei zu befürchten, dass die Schere zwischen Arm und Reich durch die Corona-Pandemie weiter auseinandergehen werde, denn auch die wirtschaftlichen Folgen würden die Ärmsten deutlich härter treffen. Bereits jetzt rechne die Weltbank mit einem Anstieg der Armut in Südafrika noch in diesem Jahr um neun Prozent, hieß es.
Zunahme von Ungerechtigkeit verhindern
Daher müsse jetzt alles getan werden, die Menschen zu schützen und das Coronavirus zu stoppen. Nur so könne verhindert werden, "dass die Ungerechtigkeit in Südafrika noch dramatischere Formen annimmt", sagte Kulati.