Es waren Tage des Ringens. Welche innerkirchlichen Reformen können die deutschen katholischen Bischöfe mittragen? Am Ende ihrer viertägigen Frühjahrsvollversammlung in Dresden scheinen sich die Oberhirten einigermaßen zusammengerauft zu haben. Eine Mehrheit will allen Bedenken aus dem Vatikan zum Trotz am Reformkurs festhalten.
"Nach den intensiven, anstrengenden Gesprächen der letzten Tage bin ich sehr zuversichtlich, dass wir kommende Woche in der Synodalversammlung in Frankfurt mit allen Delegierten des Synodalen Wegs weitere wichtige Beschlüsse fassen können", verkündete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zum Abschluss am Donnerstag.
Ausblick auf Synodalversammlung
Auf der letzten beschlussfassenden Versammlung des Reformprojekts Synodaler Wegs stehen neun Reformtexte zur finalen Abstimmung.
Bätzing geht nicht davon aus, dass alle durchgehen. Bei vieren sind die Differenzen unter den Bischöfen am größten: zwei Texte zu Frauen in sakramentalen Ämtern und in der Verkündigung, ein Text zur Einführung von Segnungen für Homosexuelle und ein Text zu mehr Mitentscheidungsmöglichkeiten von Laien auf Bistumsebene.
Darüber haben die Bischöfe intensiv in den vergangenen Tagen diskutiert und auch mögliche Änderungsanträge beraten, damit die Chance größer wird, dass mehr Bischöfe dem zustimmen können. Notwendig ist bei den Abstimmungen immer auch eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe.
Bischöfe nicht einig
Dass die Bischöfe bei den Themen Macht, Frauen und Sexualität nicht einig sind, ist nicht neu. Bislang schien es eine kleine Minderheit zu sein, die sich liberalen Reformen ganz verstellte. Dass sich die Mehrheitsverhältnisse inzwischen etwas verschoben haben, ist nicht auszuschließen. Grund dafür sind wohl nicht zuletzt die jüngsten Stopp-Signale aus Rom. Auf Anfrage von fünf konservativen Bischöfen um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und den Passauer Bischof Stefan Oster schränkte der Vatikan im Januar den Spielraum für Reformen in Deutschland weiter ein.
Auf der Vollversammlung bekräftigte Papst-Botschafter Nikola Eterovic die Vorbehalte aus Rom gegen den Synodalen Weg. Ein neues Leitungsorgan aus Bischöfen und Laien - der Synodale Rat - darf demnach nicht gegründet werden. Die Sorge in Rom: Solch ein Gremium würde die Macht und Autorität der Bischöfe untergraben oder beschneiden.
Bätzing indes wurde auch in Dresden nicht müde zu betonen, dass es darum nicht gehe und man auch nichts jenseits des Kirchenrechts durchdrücken wolle. "Ich denke, hier liegt einfach ein Missverständnis vor, das ist noch nicht ausgeräumt." Bätzing betonte, Bischöfe müssten Zeichen für Veränderung setzen: "Sonst glauben uns die Menschen nicht mehr und laufen reihenweise weg."
Auch Kardinal Reinhard Marx appellierte an die Mitbrüder, mehr Reformmut zu haben. "Warum so viel Angst? Warum so viel Sorge vor dem, was kommt?", fragte er am Dienstag. "Vielleicht sind die synodalen Suchbewegungen, die wir im Augenblick erleben bei uns in Deutschland und darüber hinaus, eben der Beginn eines Beginns." Die Frage ist nur: Beginn von was?
Bätzing sieht keine drohende Kirchenspaltung
Kritiker werfen dem Synodalen Weg immer wieder vor, er führe zu einer Kirchenspaltung. Diesem Vorwurf erteilte Bätzing eine deutliche Absage: "Wer von Spaltung spricht, der verspricht sich was davon. Ich spreche davon nicht, weil sie niemand will." Es kann als gesichert gelten, dass kein deutscher Bischof eine Spaltung mit Rom will. Wohl auch kaum einer der anderen Delegierten von Laien-Seite beim Synodalen Weg will erkennbar einen radikalen Bruch mit dem Vatikan.
Gleichwohl ist die Anspannung auf allen Seiten spürbar. Ungewiss ist der Ausgang des Synodalen Wegs. Ein konstruktiver Abschluss des Reformdialogs in Frankfurt wird einiges an diplomatischem und rhetorischem Können erfordern. "Ich wünsche es uns allen nicht, dass es einen Eklat gibt. Vor allem wünsche ich nicht, dass wir Bischöfe Auslöser eines solchen Eklats sein könnten", so Bätzing. "Aber ich bin kein Hellseher."
In Dresden wurde hinter verschlossenen Türen getagt. In Frankfurt werden die tatsächlichen Mehrheitsverhältnisse unter den Bischöfen bei den finalen Abstimmungen dann offen zutage treten.