Vatikanische Museen öffnen für kleine Besuchergruppen

Vorsichtige Lockerung

Nach fast dreimonatiger Pause nehmen die päpstlichen Sammlungen nach Pfingsten den Besucherverkehr wieder auf - zunächst nur kontingentiert. Für die wenigen Glücklichen verspricht das ein besonderes Kunsterlebnis.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Kruzifix in der Sixtinischen Kapelle / © Cristian Gennari (epd)
Kruzifix in der Sixtinischen Kapelle / © Cristian Gennari ( epd )

Zu Goethes Zeiten waren die Vatikanischen Museen noch ein exklusives Erlebnis: wenige Menschen, viel Kunst. Jetzt könnte das erhabene Gefühl der alten Grand Tour wieder aufleben. Nach der pandemiebedingten Pause öffnen nächste Woche die päpstlichen Sammlungen ihre Pforten - zunächst nur für kleine Gruppen von maximal zehn Personen.

Bis zur Schließung am 8. März glichen die Museen einem Jahrmarkt. Durch die Gänge vom Torso von Belvedere in der Antikensammlung zum Weltenrichter Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle drängten im Schnitt täglich 20.000 Besucher; zu Spitzenzeiten mochten es die Hälfte mehr sein. Konservatoren sorgten sich über Bodenvibrationen und Keime in der feuchten Atemluft. Über Nacht verwandelte das Coronavirus den touristischen Bienenstock in eine stille Schatzkammer der Menschheitserbes.

Vorausbuchung und Hygienemaßnahmen

Von Pfingstmontag an sollen die Reichtümer wieder zu besichtigen sein. Schon seit einigen Tagen können Interessierte auf der Internetseite der Museen Karten erwerben. Die Vorausbuchung ist obligatorisch, dafür entfällt der bisher übliche Vorverkaufszuschlag. Der Einlass erfolgt in engen Zeitfenstern. Besucher müssen Mund-Nase-Masken tragen, sich einer Temperaturmessung unterziehen und die Hände desinfizieren.

Einzelheiten zum neuen Hygiene- und Infektionsschutzkonzept will die Museumsleitung unter Barbara Jatta erst zur Eröffnung vorstellen. Wie es bei einer Vorab-Begehung am Dienstag hieß, ist geplant, zunächst nur Kleingruppen von maximal zehn Personen im Viertelstundentakt mit einem Museumsführer auf den Rundgang zu schicken.

Trotz ausgedehnter Öffnungszeiten von 10.00 bis 20.00 Uhr, freitags und samstags sogar bis 22.00 Uhr, könnten damit höchstens 400 bis 480 Besucher pro Tag in die Sammlungen - ein Fünfzigstel gegenüber früher. "Ich glaube nicht, dass wir diese Zahl erreichen werden", sagt ein höherer Mitarbeiter. Die Vatikanischen Museen leben von auswärtigen Touristen. Solange der inneritalienische und internationale Fremdenverkehr brachliegen, scheint selbst das magere Ticketkontingent reichlich.

Obergrenzen für Besucher

Auch andere Museen in Italien führten Obergrenzen für Besucher ein. Die Galleria Borghese in Rom hat die Zahl der gleichzeitig Anwesenden auf 80 gedeckelt und wirbt mit der "einzigartigen Gelegenheit" eines ungestörten Kunstgenusses. Einen Ansturm gibt es augenscheinlich nicht. Die Uffizien halbierten ihr früheres Limit von 900 Präsenzen auf 450; Direktor Eike Schmidt zeigte sich ebenfalls skeptisch, ob man angesichts der eingeschränkten Reiseaktivitäten diesen Rahmen wirklich ausschöpfen werde.

Mit ihrer behutsamen Öffnung leisten die Vatikanischen Museen vorerst nur einen Dienst an den Freunden des Schönen bar jeder Wirtschaftlichkeit. Offensichtlich können ein paar Hundert verkaufte Tickets die laufenden Kosten für Betrieb und Personal nicht annähernd aufwiegen. Allein während der Komplettschließung dürften den Sammlungen Eintrittsgelder in der Größenordnung von 25 bis 30 Millionen Euro entgangen sein - praktisch die einzigen stabilen Einnahmen des Heiligen Stuhls neben Spenden, Zuwendungen von Bistümern und den zuletzt wackligen Renditen aus Kapitalanlagen.

Restaurationen laufen weiter

Unterdessen erwachen die Museen langsam aus dem Dornröschenschlaf. Im Foyer werden Deckenleuchten ausgetauscht, Thermoscanner und Spender für Desinfektionsgel sind bereits installiert. Noch immer werben im Eingangsbereich Plakate für Sonderausstellungen, die laut Programm längst beendet sind. Unbehelligt von Besuchern führen Restauratoren in den Stanzen des Raffael die Reinigung der Sala di Costantino fort. Am 13. März mussten sie die Arbeit einstellen; am 4. Mai nahmen sie sie wieder auf.

Ein Lichtblick - die Fresken erstrahlen in neuer Farbigkeit und offenbaren unbekannte Details. Ohne den Massenbetrieb lassen sich auch in der Sixtinischen Kapelle übersehene Einzelheiten entdecken. Das Staunen gewinnt neuen Raum. Nur dass, anders als bei Goethe, die Museumsführer einem straffen Zeitplan folgen, damit die Besuchergruppen sich nicht zu nahe kommen.


Besucher gehen durch den Gang der Galerie der Geographischen Karten in den Vatikanischen Museen / © Anton Fuchs (KNA)
Besucher gehen durch den Gang der Galerie der Geographischen Karten in den Vatikanischen Museen / © Anton Fuchs ( KNA )
Quelle:
KNA
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