Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag, er habe für Messen in seiner Diözese "kein Verbot ausgegeben". Er selbst habe mit Mitgliedern des Domkapitels in der Görlitzer Heilig-Kreuz-Kirche die Messe zelebriert. "Ich habe aber die Weisung gegeben, dass wir uns an die Weisungen der Behörden halten", sagte Ipolt. Gerade im Brandenburger Bereich des Bistums kämen sonntags ohnehin oft nur sehr kleine Gemeinden zusammen. "Die 100 Menschen, von denen immer die Rede ist, erreichen wir so gut wie nie", sagte Ipolt.
"Keine Panik schüren"
In Brandenburg sind Veranstaltungen ab 100 Personen derzeit beim Gesundheitsamt anzumelden. Veranstaltungen über 1.000 Personen sind verboten. Zugleich, so Ipolt, habe er gerade ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen darum gebeten, zu Hause zu bleiben und die Heilige Messe beispielsweise vor dem Fernseher mitzufeiern. "Mir ist es wichtig, dass wir keine Panik schüren", sagte Ipolt. "Es geht darum, besonnen zu bleiben und die nötigen Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten."
Mehrere Messen im kleinen Rahmen
In Berlin, wo der Senat am Samstag alle Versammlungen mit mehr als 50 Personen untersagt hatte, reagierte das Erzbistum zurückhaltend und ordnete zunächst kein rigoroses Gottesdienst-Verbot an. In mehreren Gemeinden empfingen die Pfarrer die unverdrossen eintreffenden Gläubigen an der verschlossenen Kirchentür, informierten über die Aussetzung der Gottesdienste und hielten eine kurze Andacht mit Segen im Freien.
Einen besonderen Weg wählte die traditionalistische Gemeinde St. Afra im Berliner Wedding. Der dortige Propst Gerald Gösche setzte für den Sonntag gleich drei heilige Messen an und lud dazu ein, sich persönlich über SMS bei ihm anzumelden. Pro Messe ließ er 50 Gläubige zu. Der KNA sagte Gösche, er habe persönlich die Eintreffenden registriert und gezählt. Er habe nur wenige Menschen abweisen müssen, die darauf durchweg verständnisvoll reagiert hätten. In der Kirche seien die Gläubigen so weit auseinander platziert worden, dass keine Ansteckungsgefahr bestand.
Bischofsweihe verschoben
Auch in der Mehrzahl bayerischer Bistümer fanden weiterhin öffentliche Gottesdienste statt. Auf maximal 100 Besucher waren Messen in den Diözesen Augsburg, Regensburg und Bamberg beschränkt. Einzelne Gemeinden wie in Fürth verzichteten jedoch auf Messfeiern. Die Bischofsweihe von Bertram Meier in Augsburg am 21. März wurde verschoben. Das Erzbistum München-Freising sagte alle Gottesdienste ab.
In NRW mussten das Erzbistum Köln sowie die Bistümer Münster und Essen auf alle Gottesdienste verzichten. Vielerorts wurde der Sonntagsgottesdienst ohne Gäste im Internet übertragen. Auch Hamburg, Hildesheim, Mainz, Trier, Freiburg, Limburg, Dresden-Meißen, Speyer, und Fulda - wo Bischof Peter Kohlgraf selber in Quarantäne ist - sehen von Messen ab. Andere schränkten die Besuche ein und verwiesen auf Hygiene-Maßnahmen.
Andere Formen des Gottesdienstes
Der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht auch für die Kirche Herausforderungen in der Verbreitung des Coronavirus. "Sie ist gewiss keine Strafe Gottes, vor der wir Angst haben müssen und der wir nicht entkommen können", so Bätzing in einem Brief an die Limburger Gläubigen. Er lädt dazu ein, andere Formen des Gebetes und des Gottesdienstes zu pflegen. Das persönliche Gebet, das Lesen der Heiligen Schrift oder das Beten und Singen in der Familie seien möglich und könnten individuell gestaltet werden.
Der evangelische Kirchenkreis Nordfriesland führte am Sonntag einen ungewöhnlichen Gottesdienst per Telefonkonferenz durch. Rund 20 Teilnehmer wählten sich am Morgen mit zuvor übermittelten Zugangsdaten in eine Konferenzhotline ein und feierten einen kurzen Gottesdienst mit gemeinsamen Gebeten, Liedern und einer Predigt. Selbst ein Glockenläuten wurde zu Beginn der Konferenzschaltung übertragen. "Es ist ein spezieller Moment, in dem wir gerade sind", sagte Pröpstin Annegret Wegner-Braun.