Vorwürfe gegen Opus-Dei-Priester im Erzbistum Köln

Verdacht der Grenzverletzung

Einem Priester des Opus Dei im Erzbistum Köln sind Grenzverletzungen angelastet worden. Das geht aus dem Aufarbeitungsgutachten hervor, das die Kanzlei Gercke Wollschläger im März 2021 für das Erzbistum vorlegte.

Kölner Dom im Regen / © LucaseTV (shutterstock)

Das Opus Dei selbst bestätigte nun, dass es sich im darin beschriebenen "Aktenvorgang 101" um eines ihrer Mitglieder handele. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte zuerst über den Fall berichtet.

Dem Gutachten zufolge meldeten sich 2003 die Eltern eines Jugendlichen beim Erzbistum Köln: Der Opus-Dei-Geistliche, der als Jugendbetreuer tätig war, habe das Nähe-Distanz-Verhältnis gegenüber ihrem Sohn verletzt. Es sei jedoch nicht zu sexuellen Handlungen gekommen.

Später zeigten die Eltern den Mann an. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen meldeten sich weitere mutmaßliche Betroffene. Das Strafverfahren wurde wegen nicht hinreichenden Tatverdachts eingestellt.

Geistlicher bestritt Vorwürfe

Gegenüber dem Erzbistum Köln bestritt der Geistliche laut Gutachten die Vorwürfe. Das Erzbistum habe dann dem Opus Dei die Entscheidung überlassen, ob eine kirchenrechtliche Voruntersuchung gegen den Mann eingeleitet werden sollte. Diese Maßnahme unterblieb schlussendlich.

Kardinal Woelki studiert das Gutachten (DR)
Kardinal Woelki studiert das Gutachten / ( DR )

Die Gercke-Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass die Bistumsverantwortlichen in diesem Fall keine oder zumindest keine eindeutige Pflichtverletzung begangen haben.

Opus Dei

Das Opus Dei, zu deutsch "Werk Gottes", wurde im Oktober 1928 von dem später heiliggesprochenen spanischen Priester Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) als katholische Laienbewegung gegründet. Der weibliche Zweig entstand 1930. Die Mitglieder sind angehalten, ihr gesamtes Leben zu heiligen, so auch durch Askese. Nicht Weltflucht gilt als Ideal; vielmehr soll die Gesellschaft durch ein konsequent christliches Leben in einflussreichen Positionen geprägt werden.

Josemaria Escriva de Balaguer y Albas, Gründer von Opus Dei (Aufnahmedatum unbekannt) / © N.N. (KNA)
Josemaria Escriva de Balaguer y Albas, Gründer von Opus Dei (Aufnahmedatum unbekannt) / © N.N. ( KNA )

Das Opus Dei erklärte nun, es habe 2003 "mit größter Sorgfalt alles getan, den Fall aufzuklären". Es seien auch psychologische Gutachten erstellt worden, die jedoch keinen Hinweis auf eine Verfehlung ergeben hätten. Dem Priester sei auf Betreiben des Werkes dennoch "als Vorsichtsmaßnahme" eine andere Aufgabe in einem anderen Bistum zugewiesen worden.

"In keinster Weise" auffällig gewesen

Seitdem sei er "in keinster Weise" auffällig gewesen. Dass eine kirchenrechtliche Voruntersuchung nicht stattfinden solle, habe das Opus Dei niemals gefordert. Der entsprechende Aktenvermerk sei dem Werk nicht bekannt.

Im Aufarbeitungsbericht wird der Opus-Dei-Priester fälschlicherweise als "Ordensgeistlicher" bezeichnet. "In die Erstellung des Gutachtens waren wir nicht eingebunden, ansonsten hätten wir das moniert", erklärte die Organisation.

Die Priester des Opus Dei sind Mitglieder einer sogenannten Personalprälatur und unterstehen letztlich nicht dem Ortsbischof, sondern dem Prälaten des Opus Dei. Insofern ist ihre kirchenrechtliche und disziplinarische Stellung der mancher Ordensgemeinschaften vergleichbar.

Das Erzbistum Köln

Ende 2021 gehörten 1.805.430 Katholiken zum Erzbistum Köln. Das sind 63.137 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang setzt sich im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 zusammen aus 40.772 Kirchenaustritten (2020: 17.281) sowie der Differenz zwischen den Sterbefällen (27.503) und den Taufen (10.286), die gegenüber 2020 (7.845) angestiegen sind. 

Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA