Mittendrin steht am Black Friday der Verbraucher. Er ist nach Angaben des Schuldnerberaters Roman Schlag von der Caritas Aachen vielen Verlockungen ausgesetzt.
Aktionstage wie der Black Friday könnten Menschen in die Verschuldung führen, warnt Schlag, der auch Sprecher der Dachorganisation "Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände" ist. Betroffen seien meist jene, die eh schon ein knappes Budget haben. "Statistisch wird das zwar nicht erfasst, aber die Wahrscheinlichkeit ist gegeben."
Für Verbraucher könnten demnach vor allem angebotene Ratenzahlungen wie "Buy now, pay later" zum Problem werden. "Dann kommen irgendwann Zahlungsverpflichtungen, mit denen man gar nicht mehr gerechnet hat", erklärt Schlag. Wer über seine finanziellen Mittel hinaus einkaufe, müsse gegebenenfalls Mahngebühren zahlen sowie Sollzinsen in zweistelliger Höhe, wenn er das Konto überzieht. "Wenn dann ein Dauerauftrag wie die Miete nicht mehr abgeführt werden kann, kann es sehr gefährlich werden", sagt der Schuldnerberater.
Handel erwartet Milliardenumsätze
Schon in den Tagen vor dem Black Friday werben Händler mit Rabatten und "Black Week Deals". Selbst Anbieter nachhaltiger Textilien machen mit - und nennen die konsum-ankurbelnden Rabatte eben "Green Week".
Der Handel erwartet am Black Friday (29. November) und dem sogenannten Cyber Monday (2. Dezember) einen Umsatz von 5,9 Milliarden Euro. Die Konsumstimmung sei dabei immer noch trüb, erklärt ein Sprecher des Handelsverbands Deutschland auf Nachfrage.
Die Verbraucher würden aller Voraussicht nach nicht mehr für Einkäufe ausgeben als im vergangenen Jahr.
Dennoch seien die Aktionstage für viele ein fester Termin, um schon erste Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Einer Umfrage des Verbands zufolge plant so etwa jeder Zweite in Deutschland, am Black Friday Geschenke zu kaufen. Für Händler seien die Aktionstage zufolge auch eine Chance, neue Kunden auf sich aufmerksam zu machen. "Solche Anlässe sind daher sehr wichtig", sagt er. Wer es sich leisten könne, mache mit. Für Kunden lohnten sich die Rabatttage zudem tatsächlich.
"Es gibt heutzutage eine hohe Vergleichbarkeit. Wenn ein Händler kein echtes Schnäppchen anbietet, werden Kunden das sofort merken", so der Sprecher.
Rabatte im Schnitt niedriger als erwartet
Laut einer Umfrage des Vergleichsportals "Idealo" geht der Großteil der deutschen Verbraucher (41 Prozent) davon aus, am Black Friday zwischen 11 und 20 Prozent zu sparen. Allerdings liegt die durchschnittliche Ersparnis der Preisstudie zufolge bei nur sechs Prozent. Elektronikartikel wie Fernseher oder Lautsprecher seien traditionell am stärksten reduziert, TV-Geräte im Schnitt etwa um 13 Prozent. Bei Smartphones - demnach eine der beliebtesten Warengruppen am den Rabatt-Tagen - könnten Käufer eine Vergünstigung von durchschnittlich drei Prozent erwarten.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert angesichts der "Rabattschlacht", dass sich Verbraucher und Handel dem "Konsum-Wahnsinn" verweigern - er finde auf Kosten von Klima und Umwelt statt. "Angesichts der Klima-, Müll- und Ressourcenkrise brauchen wir einen Green Friday statt Black Friday mit günstigen Angeboten zur Reparatur defekter Geräte", mahnt Umwelthilfe-Geschäftsführerin Barbara Metz.
"Stattdessen werden massenhaft Produkte, insbesondere Elektrogeräte, neu gekauft, obwohl alte Geräte noch funktionieren oder leicht repariert werden könnten."
Angst, Kauf-Gelegenheit zu verpassen
Dem Schuldnerberater Schlag zufolge können sich die Menschen der "aggressiven Werbung" rund um den Black Friday kaum entziehen. Die Aktionstage weckten das Gefühl, genau jetzt sei die beste Gelegenheit, etwas zu kaufen. Neudeutsch spricht man dabei von Fomo, der "Fear of Missing Out" (zu deutsch: Angst, etwas zu verpassen).
Der Kaufdruck sei an diesen Tagen erhöht. Zwar könne es auch durchaus sinnvoll sein, etwa am Black Friday Dinge zu kaufen, die man benötige. "Aber nur, wenn ich einen Überblick über mein Budget habe und es mir leisten kann. Sonst wird der vermeintlich günstige Kauf am Ende sehr teuer", warnt der Experte.
Schlag rät vor jedem Kauf zum "Innehalten". "Man sollte gut nachdenken, ob man das Produkt wirklich braucht und sein Budget checken, also einen Haushaltsplan erstellen." Dieser biete einen Überblick über die Ein- und Ausgaben. "Wenn man etwa in Raten zahlen möchte, sollte man sich zudem fragen, in welcher Höhe man sie begleichen kann." Weiter helfe es, sich bewusst zu machen, dass es auch andere Schlussverkäufe gebe. "Die Wirtschaft ist so darauf bedacht, den Konsum anzukurbeln, dass man sicher sei kann, dass noch viele andere Sales kommen."