Freitag, 15 Uhr. Der Kölner Dom und einige andere Kirchen läuten für einige Minuten jeweils eine Glocke zur Erinnerung an den Kreuzestod Jesu Christi. Doch nicht nur dieses akustische Signal erinnert daran, dass dieser Tag im Wochenzyklus der Kirche eine besondere Bedeutung hat. Auch bei der Kulinarik mancher Christen zeigt der Freitag Auswirkungen. Die Regelungen hierzu wurden allerdings nicht allein in Rom festgelegt.
Im Partikularrecht geregelt
Ganz so zentralistisch, wie gerne behauptet wird, ist die römisch-katholische Kirche nämlich gar nicht. Für bestimmte Bereiche wird den Ortskirchen ein Partikularrecht eingeräumt, das die Anpassung des kirchlichen Lebens an die örtlichen Gegebenheiten ermöglicht. Das beginnt schon mit Heiligengedenken, die in einigen Diözesen und Ländern auf andere Tage gelegt sind als in der Weltkirche.
Bekannteste Beispiele sind hier in Deutschland die Feste des Apostels Matthias und der Heimsuchung Mariens. Oder aber auch der Umstand, dass das Osterevangelium der Emmaus-Jünger in Deutschland weiterhin am Ostermontag zu hören ist, während der Rest der Weltkirche bis zum Mittwoch der Osteroktav darauf warten muss, hängt mit einer solchen Partikularregelung zusammen.
Verpflichtung zum Freitagsopfer
Ähnlich wie die Deutsche Bischofskonferenz Partikularnormen zum Lektoren- und Kommunionhelferdienst erlassen hat oder die die kirchliche Kleidung der Geistlichen oder die Bestimmung von kirchlich gebotenen Feiertagen regeln, so gibt es auch eine solche Bestimmung zur Bußordnung und Fasten-Abstinenz, die seit 30 Jahren Bestand hat.
Darin ist auch festgehalten, dass alle Freitage des Jahres – nicht nur die der Fastenzeit – "im Gedenken an das Leiden und Sterben des Herrn" kirchliche Bußtage sind. An diesen sind die Gläubigen zu einem Freitagsopfer verpflichtet. Ausgenommen sind hiervon allerdings die Freitage, auf die ein Hochfest fällt. Wie aber nun dieses Freitagsopfer aussehen soll, da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Traditionell ist es der Verzicht auf Fleischspeisen, weshalb dieser in der entsprechenden Partikularnorm als "nach wie vor sinnvoll und angemessen" erachtet wird.

Doch auch spürbare Einschränkung im Konsum, besonders bei Genussmitteln wie Tabak und Alkohol, sind mögliche Formen des Freitagsopfers. Denn für Katholiken, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, ist der Verzicht auf Fleischspeisen als Freitagsopfer ebenso wenig sinnvoll wie der Verzicht auf gute Taten. Auch positive Dinge wie Dienste und Hilfeleistungen für den Nächsten oder Gebet und andere Frömmigkeitsübungen entsprechen der Definition des Freitagsopfers.
Aschermittwoch und Karfreitag fleischlos
Vorgeschrieben ist der Verzicht auf Fleischspeisen allerdings nach wie vor am Aschermittwoch und am Karfreitag. Denn diese sind strenge Fast- und Abstinenztage. Die Gläubigen beschränken sich neben dem Verzicht auf Fleischspeisen (Abstinenz) an Aschermittwoch und Karfreitag auf eine einmalige Sättigung (Fasten).
Nun hatten das Fasten und der Fleischverzicht außerhalb der Österlichen Bußzeit auch bei Katholiken bislang keine Hochkonjunktur, sei es durch einfache Unkenntnis oder durch sprichwörtliche Wurstigkeit. Doch vermehrtes Bewusstsein für Umwelt und Klima lassen den fast vergessenen Fleischverzicht wieder salonfähig werden. Nachdem noch die Grünen 2013 für die Forderung eines "Veggie Days" in Kantinen massive Kritik hatten einstecken müssen, erwähnten einzelne katholische Stimmen, dass ein fleischfreier Tag in der Woche für sie nicht neu sei.

Und nun haben die katholischen Bischöfe in Deutschland zu einem stärkeren Klimaschutz aufgerufen und die Wiederentdeckung der Tradition des fleischlosen Freitags als einen Beitrag dazu genannt. "Der Verzicht ist nicht nur für den Körper positiv, sondern gleichzeitig auch für das Klima positiv", sagte der münsterische Weihbischof Rolf Lohmann am Mittwoch während der Frühjahrsvollversammlung im Kloster Steinfeld in der Eifel.
Fleisch an Sonn- und Festtagen
Fleisch galt in früheren Zeiten als Speise, die vor allem an Sonn- und Festtagen auf den Tisch kam und unter der Woche eher in weiterverarbeiteter Form wie Wurst oder Wellfleisch verzehrt wurde. Denn Fleisch war in der Regel teurer als rein pflanzliche Produkte. Durch Massentierhaltung und industrialisierte Schlachthöfe sind die Preise für Fleischerzeugnisse jedoch stark gesunken, der Fleischkonsum dagegen angestiegen. Jeder merkt den Unterschied, ob er Fleisch im Einzelhandel kauft oder beim Discounter aus der Truhe holt. In nicht wenigen Haushalten gehört Fleisch sprichwörtlich zum täglichen Brot.
Ganz gleich, ob nun der Freitag der Tag der fleischlosen Kulinarik sein soll oder ein anderer Wochentag, es geht in erster Linie um ein Bewusstsein: für die Schöpfung, für das eigene leibliche Wohl, aber auch bei Christen für das Erlöstsein durch den Kreuzestod Jesu Christi. Letzteres kann genauso durch die vorgenannten Dienste und Hilfeleistungen für den Nächsten zum Ausdruck gebracht werden und eben auch durch ein bewusstes Hinhören, wenn es freitags um 15 Uhr läutet.