Pupusas sind das Nationalgericht El Salvadors – und Yamileth Campos, Mayra Alvarado und Bacilia Avelar sind wahre Meisterinnen darin, solche leckeren Maismehl-Tortillas mit eingebackener Füllung zuzubereiten. Während gerade wieder welche auf der heißen Platte brutzeln, erzählt die 32-jährige Yamileth, dass sie mit Hilfe der Caritas von Chalatenango Profis geworden sind. "Wir haben in unserer Familie immer schon Pupusas gebacken, jetzt haben wir ein eigenes kleines Restaurant, eine Pupusaría eben."
Sechs Varianten bieten sie hier heute an: Bohnenmus und Käse, Käse mit den Blüten der einheimischen Kletterpflanze Loroco, Käse und Jalapeños, Käse und Hähnchen, die Pupusa Loca mit einem bunten Mix an Zutaten und schließlich Pupusas auch aus Reismehl. Das kommt gut an bei den Leuten hier, im abgelegenen Bergdorf El Higueral, 50 km nordwestlich der Bezirkshauptstadt Chalatenango gelegen und nur mit dem Pick-up zu erreichen.
Großes Glück
Für Yamileth samt Schwägerin und Schwiegermutter war es ein großes Glück, dass sie am lokalen Caritas-Programm für junge Unternehmer teilnehmen konnten. Das Startkapital von 500 Dollar haben sie gleich in einen Kühlschrank investiert. "Jetzt müssen wir keine Angst mehr haben, dass uns die Zutaten verderben; vieles hält sich bei unserem Klima einfach nicht lange ohne Kühlung."
Neben der finanziellen Unterstützung haben dem frisch gebackenen Familienbetrieb aber auch die Workshops geholfen, in denen Dinge wie Buchhaltung, Marketing und Mitarbeiterführung besprochen und vertieft wurden. "Wir wissen jetzt, wie wir besser mit Kunden umgehen und kalkulieren können; zum Beispiel auch, wie wir die Materialkosten und die Gewinnspannen berechnen", freut sich Yamileth.
Der Erlös aus dem Verkauf der Teigtaschen bringt der Familie nun ein zusätzliches Einkommen neben dem, was sie mit der Arbeit auf dem Feld verdient. Dass sie die Bohnen und den Mais für die Pupusa-Produktion selbst anbauen, sei nicht nur praktisch, sondern spare glücklicherweise Kosten. Und obwohl natürlich auch sie gegen die ständig steigenden Lebensmittelpreise zu kämpfen haben, kommen sie doch im Moment ganz gut über die Runden, versichert die Jungunternehmerin.
Existenz aufbauen
Mehr als hundert Jugendliche und junge Erwachsene haben in den vergangenen zwei Jahren das Gründer-Programm der Caritas durchlaufen; die meisten konnten sich tatsächlich eine Existenz aufbauen: eine Motorradwerkstatt zum Beispiel oder eine Hühnerzucht, eine Imkerei oder ein Schmuckatelier. "Wir haben bei diesen jungen Leuten sozusagen den Chip ausgewechselt", erklärt Indira Serrano von der Caritas-Sozialpastoral, "indem wir sie gut ausgebildet und zu fähigen Führungspersönlichkeiten gemacht haben."
Das Ziel dabei sei natürlich gewesen, Klein-Unternehmen auf die Beine zu stellen und so zu stärken, dass diese wiederum zu Arbeitgebern für andere würden, im Idealfall also ein neues Job-Netzwerk entstehe. Schließlich sei die verbreitete Jugendarbeitslosigkeit in der Region nur ein weiteres Motiv, das Land zu verlassen, betont Sozialarbeiterin Serrano. "Jungsein in El Salvador – das ist heute fast schon ein Verbrechen", erklärt sie, "Junge Leute stehen unter Generalverdacht, sie könnten etwas mit den berüchtigten Jugendbanden zu tun haben und leben in ständiger Angst davor, im Ausnahmezustand einfach so festgenommen zu werden."
Funktionierende Migrationsprävention
Kein Wunder also, dass besonders junge Menschen oft keinen anderen Ausweg für sich sähen, als den gefährlichen Weg der Migration Richtung USA auf sich zu nehmen. "In manchen Dörfern hier in der Umgebung gibt es kaum noch junge Leute, da haben wir Probleme, eine Fußballmannschaft zusammenzustellen." Umso mehr freut sich Indira Serrano, dass ihr Projekt als Prävention gegen die Migration hier in El Higueral offensichtlich funktioniert. "Junge Frauen und Männer träumen doch davon, auf eigenen Füßen zu stehen und ihre Familien eigenständig zu ernähren. Wenn wir ihnen hier die Möglichkeiten dazu verschaffen, wollen sie auch nicht mehr weg."
Yamileth Campos und ihrer Familie jedenfalls geht es so. Bevor sie die Pupusería hatten, dachte sie immer wieder darüber nach, ob es nicht doch anderswo besser laufen könnte, ob ihre Kinder nicht doch anderswo mehr Chancen haben würden. "Es läuft gut", sagt sie heute. "Wir hatten Höhen und Tiefen, weil alles teurer geworden ist. Trotzdem lohnt es sich weiterzumachen." Sie hat ihr Leben selbst in die Hand genommen.
Informationen zur diesjährigen Adveniat-Weihnachtsaktion finden Sie hier.