DOMRADIO.DE: Angesichts der aktuell gut gefüllten Stauseen und Flüsse in Deutschland fragt man sich: Wassersparen, müssen wir das überhaupt?
Dr. Beatrice van Saan-Klein (Umweltbeauftragte im Bistum Fulda, Diplom-Biologin): Auf jeden Fall. Wobei es natürlich verschiedene Möglichkeiten gibt, Wasser zu sparen. Es geht einerseits um das ganz konkrete Einsparen von Leitungswasser, was wir ja hierzulande glücklicherweise pur aus der Leitung trinken können. Trotzdem müssen wir damit sorgsam umgehen - in allen Bereichen. Ich denke zum Beispiel ans Waschen. Oder an das Gießen, gerade im Sommer, wenn es trockener wird und wir vielleicht unseren Garten bewässern wollen. Deswegen ist es schlau, jetzt schon die Regentonne wieder draußen stehen zu haben und sie zu füllen. Denn, wenn wir dann draußen anfangen zu pflanzen und zu säen, haben wir unser Wasser schon da und brauchen es nicht aus der Leitung zu nehmen. Das sind so kleine Möglichkeiten direkt vor Ort.
Aber wir haben auch ganz viel indirekten Wasserverbrauch. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn wir uns ein Stückchen Fleisch kochen oder braten. Da steckt so viel Wasser drin: Ein Kilogramm Rindfleisch verbraucht 15.000 Liter Wasser. Diese Zahl muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, was man mit 15.000 Liter Wasser alles machen könnte. So viel Wasser werden viele Menschen in einem Jahr gar nicht verbrauchen und das machen wir in einem schönen Sonntagsbraten. Wobei, wenn es dann wirklich bei diesem Sonntagsbraten bleibt, ist das glaube ich schon in Ordnung. Aber nicht, wenn man jeden Tag billiges Fleisch kauft.
Schweinefleisch verbraucht nicht ganz so viel Wasser. Aber auch da steckt ganz viel drin, weil ein Tier Futter braucht, viele Ausscheidungen hat, die dann auch wieder unser Grundwasser verschmutzen. Es geht also nicht nur darum, den Wasserhahn abzudrehen, wenn man sich die Zähne putzt, sondern tatsächlich darum, den gesamten Konsum zu hinterfragen; die Jeans, die Nahrung. Da geht der wirklich große Wasserverbrauch durch.
DOMRADIO.DE: Und wenn wir da einsparen, wird das in anderen Ländern dann positiv auffallen?
van Saan-Klein: Das kann zum Beispiel dann auffallen, wenn wir kein billiges Fleisch mehr kaufen, wofür eventuell das Futter aus Ländern importiert wird, in denen die Leute eben nicht genug Wasser und zu Essen haben, weil auf deren Feldern die Futtermittel für unsere Tiere angebaut werden. Da ist dann tatsächlich ein direkter Zusammenhang viel eher, als wenn ich sage: Okay, ich habe jetzt geduscht statt gebadet und habe dadurch 20 Liter Wasser eingespart oder vielleicht sogar noch mehr. Diese 20 Liter kommen natürlich nicht in Afrika an. Aber, wenn ich eben weniger Fleisch esse, mich mehr durch Gemüse und Obst ernähre, dann brauche ich weniger Futtermittel aus Drittländern. Und dann gibt es tatsächlich eine direkte Wasser-Ersparnis in diesem Land.
Das geht dann weiter mit den exotischen Früchten: Wenn wir Bananen oder anderes Obst essen, was vielleicht in Ländern angebaut wird, wo es stark bewässert wird und dadurch die Leute ihre eigenen Nahrungsmittel nicht bewässern können. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel, sodass die Leute selber und vielleicht ihre eine Ziege oder ihr eines Rind nicht genug Wasser bekommen.
DOMRADIO.DE: Was würden Sie sagen: Ist dieses Thema in den Kirchen auch groß genug angekommen? Wir alle kennen die große Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus. Er treibt das Thema Umweltschutz wirklich voran. Wie wichtig ist den Kirchen das?
van Saan-Klein: Viele Bistümer und Landeskirchen in Deutschland haben zum Glück inzwischen Umweltbeauftragte. Unsere Aufgabe ist es, genau da immer wieder zu mahnen und zu erinnern. Wobei Wasser natürlich ein ganz klassisches Thema ist, gerade durch die Taufe in der kommenden Osterfeier. Da ist natürlich Wasser immer wieder ein Element mit sehr hoher Symbolkraft.
Es ist tatsächlich so: Wir könnten auch in der Kirche noch viel, viel mehr machen. Aber das Bewusstsein steigt und es wird immer mehr gemacht. Das geht dann auch ins energetisch vernünftige Bauen, das geht in die Beschaffung rein, das man fair gehandelte Waren kauft. Dass man achtsam ist bei der Verpflegung in den eigenen Tagungshäusern oder bei Festen. Das geht dann bis ins Plastikgeschirr, was möglichst nicht mehr benutzt wird. Aber es muss eben auch immer wieder neu darüber nachgedacht werden.
Das Thema ist präsent - gerade durch die Enzyklika "Laudatio si" und auch durch die zehn Handlungsempfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz. Es kommen immer mehr Texte, aber selber im täglichen Handeln dann auch wieder daran zu denken, dafür ist jetzt gerade die Fastenzeit natürlich eine wunderbare Gelegenheit. Es gibt Aktionen wie Autofasten oder Klimafasten. Ich selber biete mit dem Franziskanerkloster in Fulda zusammen Exerzitien im Alltag zum Thema "Laudato si" an, wo tatsächlich die täglichen Impulse dahin gehen, nicht nur die Beziehung zu Gott und zur Mitwelt zu verbessern, sondern wirklich konkret auch in diese Richtung nachzudenken.
Das Interview führte Verena Tröster.