Patriarch Rai lobt Gespräche mit Israel zu umstrittener Grenze

Weg zu friedlichen Verhandlungen

Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai hat die libanesisch-israelische Rahmenvereinbarung zur Abgrenzung der Land- und Seegrenzen begrüßt. Zudem forderte er eine Vereinbarung für die palästinensichen Flüchtlinge im Libanon.

Libanesische Flagge / © Baly photo (shutterstock)

Die Rahmenvereinbarung erlaube dem Libanon, seine internationale Grenzlinie im Süden wiederherzustellen und "die Reihe von Angriffen und Kriegen zwischen dem Libanon und Israel gemäß der Resolution 1701 des Sicherheitsrates zu beenden", sagte er laut seiner vom Patriarchat auf Facebook veröffentlichten Sonntagspredigt.

Weg friedlicher Verhandlungen

Der Schritt bringe das Land auf einen Weg friedlicher Verhandlungen anstelle von Kämpfen, ohne das dies einen Normalisierungsprozess mit Israel impliziere. Rai forderte, bei dieser Gelegenheit auch eine Vereinbarung für die halbe Million palästinensischer Flüchtlinge im Libanon zu finden sowie die zweideutige Situation im Gebiet der Schebaa-Farmen durch Grenzziehungen zu beenden.

Angesichts des politischen Stillstands im Libanon mahnte Rai die führende politische Klasse, dass sie nicht die Herren des Volkes, sondern dessen Diener seien. In der gegenwärtigen Sackgasse "ohne Regierung, ohne Rettungsplan und ohne Reformen" sei ein Durchbruch dringend nötig. 

Erforderlich sei die schnelle Bildung einer Regierung, die die Bestrebungen der Bürger verkörpere. Dabei habe keine Gruppe im Land das Recht, "den Libanon in seinen Konflikten und Kriegen zu einem Verbündeten dieses oder jenes Landes zu machen".

Appell an Abwanderungswillige

Abwanderungswillige junge Libanesen rief das Kirchenoberhaupt dazu auf, ihre Pläne reiflich zu überlegen. Wirtschafts-, Finanz-, Gesundheits- und Sozialkrisen breiteten sich ebenso wie die ungezügelte Covid-19-Pandemie auf der ganzen Welt aus und erschwerten die Chancen, sich in einem Auswanderungsland niederzulassen, während sie im eigenen Land dringend gebraucht würden. 

"Der Libanon braucht Sie besonders: Ihre Moral und Ihr Gewissen, Ihre Revolution und Ihren Zorn, Ihr Wissen und Ihre Kultur, Ihren Fortschritt, Ihre Zivilisation und Ihre Lebensweise", so Rai wörtlich.

Libanon

Der Libanon ist geprägt durch das Nebeneinander zahlreicher Religionen. Mit etwa 30 Prozent hat die parlamentarische Demokratie den größten Anteil Christen in der Arabischen Welt. Die Muslime - Sunniten und Schiiten - machen inzwischen wohl mehr als 60 Prozent aus. Offiziell anerkannt sind 18 Religionsgemeinschaften, darunter die Minderheiten der Drusen und Alaviten.

Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva (shutterstock)
Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva ( shutterstock )
Quelle:
KNA