Weihbischof Gössl fordert Regulierung von Bischofsmacht

"Kirche ist keine Monarchie"

Der Bamberger Weihbischof Herwig Gössl hat sich dafür ausgesprochen, die Macht von Bischöfen zu regulieren. Nach dem Abschluss des Reformprojekts der katholischen Kirche in Deutschland sei er dahingehend hoffnungsvoll.

Weihbischof Herwig Gössl / © Julia Steinbrecht (KNA)
Weihbischof Herwig Gössl / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das teilte die Pressestelle des Erzbistums am Donnerstag mit. Er sei überzeugt, es werde gelingen, in guter Weise weiterzugehen. "Wir sind als synodale Kirche noch auf dem Weg. Wir sind noch nicht fertig."

Gössl, der derzeit das Erzbistum Bamberg übergangsweise leitet, äußerte sich am Mittwochabend auf einer Veranstaltung der Katholischen Erwachsenenbildung im Seelsorgebereich Bamberger Westen.

Heute andere Kontrollgremien denkbar

Dort regte er an, dass es in der Kirche mehr kontrollierende und einhegende Mechanismen geben müsse, die einen Missbrauch von Macht verhinderten. Der Weihbischof erinnerte daran, dass bereits im Mittelalter neben dem Bischof als regulierendes Gremium das Domkapitel gewirkt habe. Dadurch seien die Kräfte ausbalanciert worden. Heute seien andere Kontrollgremien denkbar.

Blick auf den Bamberger Dom / © Chris Redan (shutterstock)
Blick auf den Bamberger Dom / © Chris Redan ( shutterstock )

"Kirche ist keine Demokratie, aber auch keine Monarchie", sagte der Weihbischof. Auch wenn er die hierarchische Struktur als von Gott gegeben betrachte, so heiße das nicht, dass nur einer allein das Sagen habe. Die Ämter von Priestern und Bischöfen dürften nicht dahingehend spiritualisiert werden, dass ihr Handeln aufgrund der Weihe nicht hinterfragt werden dürfe.

Sichtweise auf Thema Homosexualität verändert

Laut Gössl hat sich im Verlauf des Synodalen Wegs bei vielen Bischöfen die Sichtweise auf das Thema Homosexualität verändert. "Wir wollen die kirchliche Lehre nicht in die Tonne treten, sondern weiterentwickeln", betonte er. Es müsse genau betrachtet werden, was die Kirche mit ihrer Lehre schützen wolle und wo sie zu eng geworden und nicht mehr auf dem Stand der Wissenschaft sei. Auch bei der Frage nach der Priesterweihe von Frauen zeigte sich Gössl gesprächsbereit.

Weihbischof Herwig Gössl / © Harald Oppitz (KNA)
Weihbischof Herwig Gössl / © Harald Oppitz ( KNA )

Entscheidend sei der Wille des Herrn und wie sich dieser zeige.

Seine anfänglichen Sorgen, dass beim Synodalen Weg am Ende die Enttäuschung groß sein werde, sehe er rückblickend nicht als völlig unbegründet, so Gössl. Dennoch habe der Prozess zu einer veränderten Gesprächsatmosphäre geführt: "Ich habe viele sehr engagierte Christen kennengelernt, denen es ein Anliegen ist, dass die Kirche auch in Zukunft ihre Botschaft zu den Menschen bringt."

Was ist ein Diözesanadministrator?

Ein Diözesanadministrator leitet nach katholischem Kirchenrecht ein Bistum übergangsweise nach dem Tod, Amtsverzicht oder Amtswechsel des Bischofs. Dann muss das Domkapitel, das Leitungsgremium an der Kathedrale eines Bistums, innerhalb von acht Tagen den Administrator wählen. Seine Amtszeit endet mit der Einführung des neuen Bischofs.

Pileolus eines Bischofs / © Antonio Gravante (shutterstock)
Pileolus eines Bischofs / © Antonio Gravante ( shutterstock )
Quelle:
KNA