Weihbischof Peters Familie kritisiert erneut Bistum Aachen

"Schwere Rufschädigung"

Angehörige des verstorbenen Aachener Weihbischofs August Peters haben dessen Einstufung als mutmaßlicher Missbrauchstäter in einem direkten Gespräch mit Bistumsvertretern kritisiert. Die Familie hätte erst spät Informationen erhalten.

Aachener Dom / © Sina Ettmer Photography (shutterstock)
Aachener Dom / © Sina Ettmer Photography ( shutterstock )

An dem Treffen nahmen unter anderen der scheidende Generalvikar Andreas Frick, die Interventionsbeauftragte des Bistums, Ursula Kerres, und acht Verwandte des Weihbischofs teil, wie Leo Peters (79), Cousin des Weihbischofs, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Kaldenkirchen mitteilte.

In dem Gespräch habe die Familie kritisiert, das sie erst im Oktober von dem Vorwurf einer Frau erfahren habe, den das Bistum schon seit über zwei Jahren gekannt habe. Bei der Plausibilitätsprüfung hätte die Meinung der Familie zu den Vorwürfen unbedingt gehört werden müssen, zudem die von Menschen, die ihn kannten.

Helmut Dieser, Bischof von Aachen / © Harald Oppitz (KNA)
Helmut Dieser, Bischof von Aachen / © Harald Oppitz ( KNA )

Das Bistum hatte am 18. Oktober zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch eine Liste mit Namen von 53 Tätern sowie mutmaßlichen Tätern veröffentlicht, die mindestens zehn Jahre tot sind. Unter ihnen ist auch der 1986 gestorbene Weihbischof. Angehörige kündigten daraufhin an, rechtliche Schritte gegen den Aachener Bischof Dieser zu prüfen.

Familie betrachte die Art und Weise als "empathielos" 

Die Familie betrachte die Medienaktion des Bischofs als schwere Rufschädigung und ihre Unterrichtung über die Medien als empathielos, betonte Leo Peters erneut. Kritik übten die Verwandten auch daran, dass das Bistum zu den konkreten Inhalten des Vorwurfs schweige.

Dazu erklärte das Bistum Aachen auf Anfrage, Details zu Tathergängen würden zum Schutz von Betroffenen nicht geschildert. Durch etwaige Darstellungen ließen sich recht schnell Rückschlüsse auf Betroffene ziehen. Die Nennung des Weihbischofs sei erfolgt, nachdem aufgrund des Vorwurfs gegen ihn die dafür zuständige unabhängige Kommission der Bischofskonferenz Zahlungen in Anerkennung des Leids veranlasst habe.

Andreas Frick / © Andreas Steindl (Bistum Aachen)

Das Bistum wies die Darstellung von Peters zurück, Frick habe in dem Gespräch eingeräumt, dass das Verfahren zur Täternennung insgesamt rechtsstaatlichen Ansprüchen nicht genüge. Der Generalvikar habe lediglich gesagt, dass das Verfahren nicht vergleichbar sei mit einem Gerichtsverfahren, in dem widerstreitende Aussagen gegeneinander stünden. 

Bistum Aachen bewusst einen anderen Weg gegangen

Der Rechtsstaat ermittle nicht, wenn mutmaßliche Täter verstorben seien. Das Bistum Aachen sei bewusst einen anderen Weg in der Aufarbeitung gegangen, um das Leid der Betroffenen und nicht den Institutionen-Schutz in den Mittelpunkt zu stellen.

Auf die Frage, ob sich inzwischen weitere Personen mit Vorwürfen gegen den Weihbischof gemeldet hätten, erklärte das Bistum: "Die öffentlichen Aufrufe haben eine große Resonanz ausgelöst, die systematisch ausgewertet wird." 

Bistum Aachen

Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Das Bistum Aachen mit einer Fläche von 4.022 qkm liegt im Westen von Deutschland. Es erstreckt sich von der Nordeifel (Mechernich, Schleiden) bis zum Niederrhein (Krefeld). Die angrenzenden Diözesen sind Köln, Münster, Essen, Trier, Lüttich (Belgien) und Roermond (Niederlande).

Das Bistum Aachen umfasst insgesamt 57 Kommunen. In den drei Großstädten Aachen, Mönchengladbach und Krefeld leben 383.319 von 1.037.352 Katholikinnen und Katholiken, die anderen in den 54 weiteren Kommunen.

Quelle:
KNA