DOMRADIO.DE: Weihbischof Dick hatte besondere seelsorgliche Fähigkeiten. Was hat ihn dabei ausgezeichnet?
Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp (Weihbischof im Erzbistums Köln): Ich habe ihn erlebt, wie jemand mit dem Herz eines Vollblut-Seelsorgers. Bis zum Schluss hatte er viele Leute, die regelmäßig zum Gespräch und auch zur Beichte zu ihm kamen.
Ich hatte den Eindruck, nach seiner Emeritierung hat er richtig losgelegt. Das hat ihm Freude gemacht.
Zur Seelsorge gehört mehr. Nicht nur die Zuwendung zu den Menschen gehört dazu, sondern auch die eigene Verwurzelung in Christus und dem Glauben. Das habe ich bei ihm immer wieder festgestellt.
Er war ein tief gläubiger Mensch, der theologisch sehr gebildet war, Rede und Antwort stehen konnte. Er war ein Fels in der Brandung. Er ist aber nicht nur bei diesen Dingen geblieben. Er hat nicht irgendwie geschwebt, sondern hat sich den Menschen zugewandt.
Er hat mir einmal gesagt, es gebe zwei Worte, die ein Priester nie sagen darf. Erstens: "Ich habe keine Zeit". Zweitens: "Ich bin nicht zuständig". Natürlich gibt es Situationen, wo man zeitlich eingebunden ist.
Aber man kann wenigstens zwei Sätze mit jemandem sprechen und sagen: "Lass uns das dann und dann fortsetzen, weil ich jetzt weg muss". Oder man sagt, dass man nicht persönlich helfen kann, aber man baut eine Brücke zu jemandem, der vielleicht weiterhelfen kann.
Das habe ich mir gemerkt und versuche, es so gut es geht in meinem Leben umzusetzen, was nicht immer ganz leicht ist.
DOMRADIO.DE: Weihbischof Dick war mit Papst Benedikt befreundet. Er hat mit ihm zusammen in Bonn studiert.
Schwaderlapp: Ich habe nur von der Ferne mitbekommen, dass es einen regelmäßigen Kontakt gab, später Telefonkontakt, aber vorher regelmäßige Besuche. Kardinal Meisner und Weihbischof Dick waren Freunde von Joseph Ratzinger, Papst Benedikt. Es gab eine enge Beziehung.
Ich kenne das eigentlich nur von Erzählungen. Es ist spannend, weil Klaus Dick noch jemand war, der das Zweite Vatikanische Konzil erlebt hat. Nicht als Teilnehmer, aber als Zeitzeuge und als Theologe. Es war interessant, wenn er davon berichtet hat. In dieser Phase war Ratzinger der Berater von Kardinal Frings. Es waren spannende Zeiten.
DOMRADIO.DE: Nun leben wir in Zeiten der Umbrüche in der Gesellschaft und in der Kirche. Wie hat Weihbischof Dick in die Zukunft geschaut?
Schwaderlapp: Er war sehr "up to date". Im letzten Sommer hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm. Er hatte mich alle möglichen Dinge gefragt. Aus den Fragen ging hervor, dass er das Zeitgeschehen verfolgte.
Er hat sicherlich auch mit Sorge auf die Entwicklung des Glaubens in unserer Heimat geblickt. Er hat aber auch die Zuversicht gehabt, dass Gott immer noch stärker ist als unsere Schwächen. Diese Grundzuversicht ging aus seiner Persönlichkeit hervor. Bei allen Sorgen, die wir haben und wo wir nicht weiterwissen, ist Gott größer als unser Herz.
DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie von Weihbischof Klaus Dick als Vermächtnis in Ihrem Herzen mit?
Schwaderlapp: 71 Jahre lang war er Priester. Dieses Zeugnis der Treue, auch über seinen aktiven Dienst hinaus, diese Treue und bis zum Schluss ein großes Herz für Gott und die Menschen zu haben, ist für mich ein Maßstab, dem ich nacheifern möchte.
Das Interview führt Johannes Schröeer.