Wie in den vergangenen 20 Jahren feiert der Wiener Kardinal Christoph Schönborn Weihnachten mit Obdachlosen. Im Interview der Kirchenzeitung "Der Sonntag" berichtet er, wie er ganz persönlich den Heiligen Abend verbringt. In seinem Haus nahe dem Stephansdom findet die Bescherung statt. Dazu seien immer einige einsame Leute eingeladen, "von denen ich weiß, dass sie niemanden haben und alleine zuhause sitzen würden, wenn sie nicht eingeladen würden". Die Christmette am Abend feiere er traditionell mit der Caritas-Gemeinde, die vor allem aus den Obdachlosen-Häusern bestehe.
"Diese Mette ist für mich jedes Jahr ein Höhepunkt", so Schönborn. Es berühre ihn immer ganz besonders tief, wenn während des Gottesdienstes der vielen Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht werde, so der Kardinal weiter. Viele Menschen stürben jedes Jahr "einfach aus Folge der Armut und des Lebens auf der Straße".
Der Kardinal war selbst mal Flüchtling
Der 71-jährige Schönborn, berichtete auch von seiner ersten Erinnerung an Weihnachten, die er als Vierjähriger in Weißenbach am Attersee verbracht habe, "wo wir als Flüchtlinge untergebracht waren, bei einer Familie".
Angesprochen darauf, dass sich viele Menschen vor Weihnachten fürchten, etwa wegen Familienkonflikten oder Sterbefällen, meinte der Kardinal: "Genau für diese Menschen und für diese Situation ist Gott Mensch geworden. Er ist ja bewusst nicht im römischen Kaiserpalast oder bei der reichsten Familie von Galiläa auf die Welt gekommen, wo alles Wonne und Honigkuchen war, sondern er ist in einer armen Familie Mensch geworden." Deswegen müsse man eigentlich sagen: "Die, die sich mit Weihnachten schwertun, sind Gottes besondere Lieblinge. Denen wendet er sich ganz besonders zu."