Petersen, der am Institut für Demoskopie Allensbach arbeitet, schreibt dies in einem Beitrag der "Herder-Korrespondenz" (September). Es sei erkennbar, dass sich "Bürger weit über den Kreis der praktizierenden Christen hinaus mit der christlichen Kulturtradition identifizieren". Daher spiele auch in der Politik die Berufung auf christliche Traditionen eine Rolle.
Ein vergleichender Blick auf Formulierungen in CDU-Grundsatzprogrammen von früher und heute veranschauliche, wie sich das Verhältnis von Religion und Politik in den vergangenen Jahrzehnten geändert habe. "Die Partei, die das Christentum in Namen trägt, fühlt sich heute dazu verpflichtet, dies zu begründen", schreibt Petersen.
Politik beruft sich auf das "christliche Menschenbild"
So erkläre die CDU im aktuellen Entwurf für ihr Grundsatzprogramm, was sie unter dem "christlichen Menschenbild" verstehe und welche Verpflichtungen sich daraus ergäben. Auf diesen Gedanken wäre vor 70 Jahren niemand gekommen, so der Meinungsforscher.
"Christdemokratie" habe damals für den Anspruch gestanden, alle Bevölkerungskreise zu umfassen und zu einen. Heute sei es ein "Unterscheidungsmerkmal", so Petersen.