Weitere Missbrauchsbetroffene informieren Bistum Münster

Neue Meldungen zu einem Fall

Im mutmaßlichen Missbrauchsfall gegen einen 1991 verstorbenen katholischen Priester und Schulleiter haben sich weitere Betroffene beim Bistum Münster gemeldet. Der Beschuldigte war von 1970 bis 1980 Studiendirektor in Kleve.

 St.-Paulus-Dom in Münster / ©  Friso Gentsch (dpa)
St.-Paulus-Dom in Münster / © Friso Gentsch ( dpa )

Neben fünf neuen Fällen in seiner Zeit als Direktor des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Kleve soll sich ein weiterer Fall in einer katholischen Schule im westfälischen Brilon ereignet haben, an der der Priester in den 1960er Jahren tätig war, wie das Bistum am Donnerstag mitteilte. Das zuständige Erzbistum Paderborn sei informiert worden.

Der beschuldigte Geistliche war von 1970 bis 1980 Studiendirektor am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve. Neben seiner Tätigkeit an der Schule und auch nach seiner Pensionierung wurde er als Seelsorger und Pfarrverwalter in mehreren Ortsteilen der rheinischen Stadt eingesetzt.

Bischof Reinhard Lettmann im Jahr 2010 / © Wolfgang Radtke (KNA)
Bischof Reinhard Lettmann im Jahr 2010 / © Wolfgang Radtke ( KNA )

1988 hatte der Priester beim damaligen Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann (1933-2013) um einen Rücktritt aus "gesundheitlichen Gründen" gebeten. Das flächenmäßig nicht zusammenhängende Bistum Münster gliedert sich in Nordrhein-Westfalen in die drei Regionen Münster-Warendorf-Coesfeld, Borken-Steinfurt sowie Recklinghausen und Niederrhein. Zur letzteren gehört Kleve.

Taten im Umfeld der Schule und der Pfarrei

Nach Gesprächen mit den Betroffenen gehe er davon aus, dass es noch mehr Fälle grenzverletzenden Verhaltens und sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern durch den beschuldigten Priester gab, sagte der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings.

Die Taten ereigneten sich demnach sowohl im Umfeld der Schule als auch der Pfarrei, in der er tätig war. An die Staatsanwaltschaft Kleve seien veröffentlichte Abschriften von belastenden Briefen einer ehemaligen Schulsekretärin weitergeleitet worden, falls dort Ermittlungen aufgenommen werden, hieß es.

Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings / © Frank Biermann (epd)
Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings / © Frank Biermann ( epd )

Der Priester wurde den Angaben zufolge 1991 im sogenannten Priesterrondell auf dem städtischen Friedhof in Kleve beigesetzt. Die Liegezeit sei mittlerweile abgelaufen, sagte Frings. Die zuständige Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt solle nun in Abstimmung mit der Stadt Kleve darüber entscheiden, wie mit der Grabstelle weiter umgegangen werden soll, ob etwa die Grabplatte entfernt werden soll.

Drei Betroffene waren vor einer Woche an die Öffentlichkeit getreten, um auf den Fall aufmerksam zu machen. Davon haben zwei Anerkennungszahlungen für ihr Leid von der katholischen Kirche erhalten.

Bistum Münster

Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied (dpa)
Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied ( dpa )

Das Bistum Münster ist mit etwa 1,92 Millionen Katholiken die nach Mitgliedern zweitgrößte Diözese Deutschlands. Das an die Niederlande angrenzende und bis an die Nordsee reichende Bistum ist auf einer Fläche von 15.000 Quadratkilometern in fünf Regionen gegliedert. Vier von ihnen liegen in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt der eigenständige Offizialatsbezirk Oldenburg in Niedersachsen. Seit 29. März 2009 leitet Bischof Felix Genn das Traditionsbistum.

Quelle:
epd