Welby warnt vor falschen Anschuldigungen im Nahost-Krieg

Gefahr einer weiteren "Blutlüge"

Erzbischof Justin Welby hat davor gewarnt, Israel ohne stichhaltige Beweise die Explosion an einem anglikanischen Krankenhaus in Gaza am 17. Oktober mit vorzuwerfen. Er bezeichnete dies als eine neue "Blutlüge".

Justin Welby / © Thomas Lohnes (epd)
Justin Welby / © Thomas Lohnes ( epd )

"Fangen Sie nicht an, eine weitere Blutlüge zu verbreiten", sagte das Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft nach Angaben der Zeitung "Times of Israel" am Sonntag bei einem Besuch in Jerusalem.

Eine verlässliche Zahl der getöteten Zivilisten könne er ebenso wenig nennen, da er "so viele Zahlen gehört" habe, so der Erzbischof von Canterbury.

"Blutlügen" führten teilweise zu antijüdischer Gewalt

"Blutlüge" ist ein historischer Begriff, der sich auf falsche Beschuldigungen gegen Juden bezieht, die teils antijüdische Gewalt auslösten.

Ein Überblick über die Verwüstungen, die durch den Angriff auf das Ahli Arab Krankenhaus verursacht wurden, bei dem Dutzende von Zivilisten getötet wurden. / © Mohammad Abu Elsebah (dpa)
Ein Überblick über die Verwüstungen, die durch den Angriff auf das Ahli Arab Krankenhaus verursacht wurden, bei dem Dutzende von Zivilisten getötet wurden. / © Mohammad Abu Elsebah ( dpa )

Nach dem Einschlag auf dem Gelände des Krankenhauses hatten Israel und die Terrorgruppe Hamas sich gegenseitig die Schuld zugewiesen.

Die israelische Regierung erklärte, die Explosion sei durch eine fehlgeleitete Rakete der Terrororganisation Islamischer Dschihad ausgelöst worden.

Welby traf britischstämmige Angehörige von Hamas-Opfern

Welby traf sich in den vergangenen Tagen in Jerusalem mit Familien britischer Abstammung, deren Angehörige von Hamas-Terroristen getötet wurden oder seit dem Angriff auf Israel am 7. Oktober als vermisst gelten.

Palästinenser feiern in Nablus den Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 gegen Israel  / © Ayman Nobani (dpa)
Palästinenser feiern in Nablus den Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 gegen Israel / © Ayman Nobani ( dpa )

Der anglikanische Primas war am Freitag in Jerusalem eingetroffen, wo er unter anderen mit Vertretern der Ortskirchen an einem Friedensgebet teilnahm.

Besuch bei griechisch-orthodoxem Patriarchen von Jerusalem

Zudem stattete er dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Theophilos III., einen Kondolenzbesuch ab.

Eine orthodoxe Kirche in Gaza war in der Nacht zu Freitag bei einem israelischen Luftschlag beschädigt worden. Nach Kirchenangaben starben 18 Menschen.

Die israelische Armee bestätigte, dass der Kirchenkomplex beim Angriff auf eine Hamas-Kommandozentrale in unmittelbarer Nähe mitgetroffen worden sei. Die Kirche sei jedoch nicht das Ziel gewesen.

Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza

Das von einem Raketeneinschlag getroffene Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt wird von der anglikanischen Diözese von Jerusalem betrieben. Nach Angaben des Unterstützervereins "American Friends of the Episcopal Diocese of Jerusalem" wurde es 1882 gegründet und ist die einzige christliche sowie die älteste Klinik in Gaza. Jährlich werden dort mehr als 45.000 Patienten versorgt. Unter anderem ist die Klinik spezialisiert auf die Versorgung untergewichtiger und traumatisierter Kinder, die Behandlung von Brandwunden und Chirurgie. Zudem betreibt das Krankenhaus Notfalldienste.

Opfer in Gaza (dpa)
Opfer in Gaza / ( dpa )
Quelle:
KNA