Am Rande der Trierer Innenstadt, 500 Meter vom Dom entfernt, steht das Gebäude des Deutschen Liturgischen Instituts (DLI). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, umgeben von großen, schweren Büchern, befassen sich mit Fragen und Entwicklungen zur Liturgie in der katholischen Kirche. Das Institut ist eine Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz, wirkt aber im ganzen deutschen Sprachraum. 1947 gegründet, begeht das Institut in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen.
Reform durch das Zweite Vatikanische Konzil
Die Einrichtung entstand im Zuge der Liturgischen Bewegung, die den Gottesdienst erneuern wollte, und sollte die Erneuerungsbemühungen für den Gottesdienst mit Publikationen, Kursen, Studien, Vernetzung und Forschung unterstützen, erläutert DLI-Leiter Marius Linnenborn.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) formulierte dann grundlegende Reformen, auch für die Liturgie: Laien wurden stärker in den Gottesdienst eingebunden und die Volkssprache eingeführt. "Nach dem Konzil mussten die liturgischen Bücher alle neu erarbeitet und in deutscher Sprache herausgegeben werden", erklärt Linnenborn. Dem Trierer Institut kam dabei eine zentrale Rolle zu, es war während der Vorbereitung und Umsetzung der Liturgiereform in der Fachwelt zu einer Marke geworden, sagt Linnenborn.
So liegt die Redaktion der liturgischen Bücher für den deutschen Sprachraum in Händen des DLI, derzeit etwa für die Bände des Lektionars, aus dem die biblischen Lesungen vorgetragen werden, außerdem die alle 14 Tage erscheinende Zeitschrift "Gottesdienst". Dafür arbeitet das DLI mit Experten aus Theologie, Liturgie, Sprache, und Kirchenmusik zusammen.
An Aufgaben fehlt es auch Jahrzehnte nach dem Konzil nicht. "So wie die Kirche sich immer reformiert, ist auch die Liturgie nie fertig, nie einmal für die Ewigkeit in Blei gegossen und in Büchern gedruckt", sagt Linnenborn. "Die Herausforderung besteht darin, den Gottesdienst, der im Lauf von Jahrhunderten gewachsen ist, mit den Menschen in unserer Zeit zu feiern." Das bedeute, Formate, Sprache und Musik stetig weiter zu entwickeln.
Schnittstelle von kirchlichen Institutionen und Gemeinden
Das Institut versteht sich überdies als Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis, von kirchlichen Institutionen und Gemeinden. Es will Akteure im deutschen Sprachgebiet vernetzten: Bischöfe, Gottesdienstfeiernde, Kirchenmusiker, Lektoren, Priester und Ehrenamtliche. Außerdem stellt das Haus Material und Impulse für Gottesdienste zur Verfügung und ist Anlaufstelle für verschiedenste Fragen. Mal wenden sich Laien an das Institut und wollen wissen, warum es Tage gibt, an denen in der Messe kein Heiliger verehrt wird, mal bitten Ehrenamtliche um Material für Kindergottesdienste, mal Bistümer um Konzepte für corona-konforme Andachten zu Hause.
Ein Herzstück des Instituts ist die einzigartige Fachbibliothek, die rund 85.000 Bände und 250 Zeitschriften umfasst. Außer dem Bestand an deutschen Werken zur Liturgiewissenschaft finden Wissenschaftler, die teilweise aus der ganzen Welt nach Trier zum Forschen reisen, dort wichtige Werke in Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch und Spanisch. Zusätzlich gehören Sammlungen zu Riten der Ostkirchen und zur anglikanischen Liturgie zum Bestand. Das Archiv umfasst zahlreiche Dokumente zum Zweiten Vatikanum.
"Liturgie im Fernkurs"
Einen weiteren Schwerpunkt setzt das Haus auf Bildungsarbeit. Jeweils im August organisiert das DLI eine mehrtägige Sommerakademie zu liturgischen Themen. An alle, die Gottesdienste oder liturgische Feiern mitgestalten wollen, richtet sich der Fortbildungslehrgang "Liturgie im Fernkurs". Die staatlich zertifizierte Weiterbildung gibt über 18 Monate Infos, Methoden und praktische Tipps beispielsweise zum Kirchenjahr, Theologie, Eucharistie, Sakramenten oder Musik.
Zum Jubiläum plant das Haus im Juni einen Festakt, außerdem sollen eine Festschrift und eine Sonderausgabe der Zeitschrift "Gottesdienst" erscheinen. Erstmals bietet die wissenschaftliche Abteilung des Instituts in diesem Jahr zudem eine Summer School für Studierende aus den USA an. Darüber hinaus ist das DLI beim Katholikentag im Mai in Stuttgart mit Angeboten vertreten und plant eine Podiumsdiskussion zum Thema "Liturgische Bildung und Feierkompetenz für morgen".