Der 13-jährige Sebastian sticht mit seiner Gabel in den Apfelstreuselkuchen. Schnell hat er ihn verspeist. Der Teller ist leer, da kaut Herr Nolte noch an einem der ersten Bissen. Sebastian hat in ihm einen Freund gefunden. Eine ungewöhnliche Freundschaft. Denn die beiden haben sich im Altenheim kennengelernt. Sebastian kam vor wenigen Monaten, um ehrenamtlich zu helfen. Mittlerweile hängt er an dem an Demenz erkrankten Mann. "Wir lachen viel zusammen. Ich finde, das gehört mit zu einer Freundschaft, dass man miteinander lacht und, dass man sich gut versteht", sagt der Gymnasiast.
Lernen von den Erfahrungen
Einmal die Woche kommt Sebastian nach der Schule im Caritas-Altenzentrum St. Maternus vorbei und verbringt zwei Stunden mit den Bewohnern, die alle an Demenz erkrankt sind. Seine Schule und das Altenheim haben eine Kooperation aufgebaut und Schüler können sich für zehn mal zwei Stunden ehrenamtlich engagieren. Während seine Mitschüler sich dafür entscheiden, bei der Tafel oder in der Grundschule zu helfen, hat sich Sebastian St. Maternus ausgesucht. Der Besuch auf der Demenzstation ist für den Jugendlichen zunächst eine ungewohnte Situation. Es gibt Kaffee und Kuchen und alle sitzen zusammen. "Ich sollte auf einmal Kaffee essen", erinnert er sich. Mit den wirren Aussagen kommt er zunächst nicht klar. "Ich war froh, wenn ich einfach nur den Kuchen austeilen durfte."
Doch nach nur wenigen Wochen taut der 13-jährige Sebastian auf. "Ich habe meine Techniken entwickelt." Er hat sich die Tipps der Pfleger zu Herzen genommen: Zuhören. Aufmerksamkeit schenken. Gerne hört er den Geschichten aus Zeiten zu, die er selber nicht erlebt hat. Ein bisschen Geschichtsunterricht hautnah. "Eine Frau hat mir vom Zweiten Weltkrieg und den Bombennächten erzählt." Zeitzeugenberichte seien sehr wertvoll, so Sebastian. Ich kann von ihren Erfahrungen lernen.
Singen, Kuchen essen und spazieren gehen
Ähnlich geht es auch der 15-jährige Liz. Sie kommt mittlerweile schon seit einem dreiviertel Jahr zu Besuch. Neben Schule und den gleichaltrigen Freunden, gibt es unter diesen Freundschaften einen besonderen Reiz. "Wir haben komplett andere Erfahrungen im Leben gemacht und das ist genau das, warum wir auch verschiedene Themen bereden können", sagt sie.
Langweilig wird es also nicht. Mit einer Bewohnerin geht Liz viel spazieren. Sie läuft gerne, weiß sie. So geht sie mit ihr den Gang auf und ab. Immer wieder greift die Dame nach ihrer Hand. Auch die Gymnasiastin haben die Menschen auf der Station nicht losgelassen. Mittlerweile ist Liz länger da, als das Projekt ihrer Schule es vorgesehen hatte. Eigentlich war vor Monaten offiziell Schluss. Aber an dem Tag, als eigentlich ihr letzter Besuch sein sollte, schenkten die Bewohner ihr Schokolade und sangen. "Das hat mich wirklich zu Tränen gerührt. In dem Moment wusste ich, dass ich nicht gehen konnte."