DOMRADIO.DE: Waren Sie überrascht von der Ankündigung?
Helmut Pathe (Königshaus-Experte): Ja und nein, muss ich sagen. Ich habe zur Taufe, um die die beiden ja auch schon ein Geheimnis gemacht haben, schon mal gesagt: Sie müssen aufpassen, nicht in eine Situation hineinzukommen, in der der Onkel der Queen auch schon einmal war und dann als König zurückgetreten ist. Ich glaube, seit der Geburt von dem kleinen Archie fremdelt Meghan Markle sehr mit ihrer Rolle als Mitglied der königlichen Familie. Da sie einen Mann hat, der sie abgöttisch liebt und alles für sie tut, ist der jetzt zu diesem Schritt bereit, sich zurückzuziehen. "Was immer das bedeutet", um mal Prinz Charles zu zitieren.
DOMRADIO.DE: Das Paar will finanziell unabhängiger werden, heißt es. Aber wie finanzieren die beiden sich im Augenblick?
Pathe: Harry hat von seiner Mutter Diana Millionen geerbt. Diana hatte keinen Ehevertrag mit Charles. Der musste also bei der Scheidung einen Teil seines Vermögens abgeben. Und auch heute unterstützt Prinz Charles seine beiden Söhne noch aus seinen Einnahmen aus dem Herzogtum Cornwall. Die stehen ihm zu. Einige Ausgaben übernimmt auch der Steuerzahler. Meghan hat als erfolgreiche Schauspielerin auch einiges mit in die Ehe eingebracht. Natürlich nicht Millionen, aber ganz arm war sie auch nicht.
Die Ankündigung, jetzt allerdings finanziell unabhängig zu werden, mag die Königin als kleine Drohung empfinden. Denn die denkt dabei auch an ihre Schwiegertochter, Herzogin Fergie, die nach ihrem Ehe-Aus Werbung für Weight Watchers gemacht hat. Was da auf das Königshaus noch zukommen könnte, kann man überhaupt nicht sagen. Aber es könnte eine kleine Drohung sein.
DOMRADIO.DE: Wie hat denn die Queen reagiert. Weiß man darüber schon etwas?
Pathe: Es wird gemunkelt, dass sie aus dem Fernsehen von der Geschichte erfahren hat. Und das ist etwas, was sie überhaupt nicht mag. Sie hätte sicherlich informiert sein wollen, um dann auch entsprechend reagieren zu können. Was der Buckingham Palast jetzt gemacht hat, ist, ein Statement von fünf Zeilen herauszugeben. Darin wird gesagt, die Gespräche befänden sich noch in einer frühen Phase, und es sei eine komplizierte Angelegenheit. Das Statement sagt aber ganz deutlich: Wir können das nicht verstehen.
DOMRADIO.DE: Gibt es schon ein Statement der anglikanischen Kirche dazu?
Pathe: Nein, ist mir zumindest nicht bekannt. Sie muss das ja aber auch nicht einordnen, weil Harry ja "nur" der Sechste in der Thronfolge ist und das keine direkten Auswirkungen in irgendeiner Form hat. Aber Erzbischof Welby, der Erzbischof von Canterbury, wird sich sicher mit dem Paar austauschen, denn die haben wohl ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Und das Paar, denke ich, hat jetzt jeden Freund nötig.
DOMRADIO.DE: Wie hat Großbritannien reagiert?
Pathe: Wenn man heute Morgen den Nachrichtensender Sky verfolgt, dann ist das natürlich die Top-Nachricht. Darauf wird sehr intensiv eingegangen. Aber es herrscht auch etwas Ratlosigkeit. Was das Ganze bedeuten soll, weiß man da auch nicht so recht. Sie lassen allerlei Leute zu Wort kommen, unter anderem auch den Sprecher der Republikaner in Großbritannien, der natürlich ganz klar sagt: Wenn die jetzt nicht mehr mitspielen wollen, dann müssen sie ihren Titel zurückgeben und so weiter. Also die Reaktion ist, denke ich mal, ein bisschen gespalten, und es wird sehr davon abhängen, wie konkret nun die neue Rolle aussehen wird, die die beiden für sich wünschen.
DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass es auch eine große Rolle spielt, dass Harrys Frau Meghan auch von der Boulevardpresse einiges abgekriegt hat?
Pathe: Ja, sie hat sich aber auch entsprechend verhalten. Ich denke mal, da hat sie vielleicht nicht auf die Berater des Palastes gehört, die sicherlich andere Vorgaben gemacht hätten. Ich glaube, die ehemalige Schauspielerin hat immer noch so ein bisschen das Gefühl, das sei die größte Seifenoper der Welt, in der sie da mitspielt und dass sie nach dem Motto "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" dort nun hinaus möchte. Denn auch ohne das ganze Theater kann sie gut leben.
DOMRADIO.DE: Ist es nicht aber vielleicht auch nachvollziehbar, dass sie jetzt plötzlich mit einem kleinen Kind nicht mehr so im Rummel stehen möchte?
Pathe: Ja und nein, denke ich. Sie kann es ja bei ihrer Schwägerin Herzogin Kate sehen, die das mit drei Kindern exzellent auf die Reihe kriegt. Kate spielt die Rolle, die man von ihr erwartet. Und die spielt sie ausgesprochen gut. Ich denke mal, das wird in den nächsten Wochen und Monaten auch die Stütze des Königshauses sein, dass man dann mehr auch auf Prinz Charles, Prinz William und Herzogin Kate guckt.
Das Interview führte Dagmar Peters.