Die Simpsons sind katholisch. Zumindest nach der Überzeugung des italienischen Jesuiten Francesco Occhetta. Zum 20. Jubiläum im Dezember 2009 hat er für die Vatikanzeitschrift "L’Osservatore Romano" die erfolgreichste Zeichentrickserie aller Zeiten studiert. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Religion ist das am häufigsten diskutierte Thema der Serie. Teils sind es fundamentale Fragen nach der Seele oder Himmel und Hölle, aber auch die Fragen nach der Religionszugehörigkeit tauchen auf.
Für Schlagzeilen hatte Occhetta vor zehn Jahren mit der Aussage gesorgt, dass Homer Simpsons selbst katholisch sei. Das löste umgehend einen Sturm der Entrüstung aus. Simpsons-Produzent Al Jean gegenüber dem Magazin "Entertainment Weekly": "Homer Simpson hat eher Probleme mit Katholiken". Der Jesuitenpater Occhetta entschuldigte sich einen Monat später auch für diese Vereinnahmung. Homer Simpson sei einfach ein guter Mensch, und sein Verhalten entspreche eher katholischen Idealen, hieß es dann Anfang 2010 im "L’Osservatore Romano".
Katholisch oder nicht?
Ganz so einfach abzustreiten ist das aber auch wieder nicht, zumindest eine Zeit lang waren Homer Simpson und sein Sohn Bart katholisch. Wenn es auch nur in einer Folge aus dem Jahr 2005 gewesen ist. "Der Vater, der Sohn, und der Heilige Gaststar" hieß die Folge der 16. Jahresstaffel. Sohn Bart wird von der Schule geschmissen und landet auf einer von katholischen Nonnen geführten Schule - und findet hier gefallen am Katholischsein. Sein Vater Homer ist da eher vom opulenten Buffet der Schule begeistert.
Leider gehört es zum "guten" Ton einer Satire-Serie, sich auch über die Gebräuche von Gläubigen lustig zu machen, es werden in der Folge aber am Abendessenstisch der Familie auch ganz ernste Gespräche über den Katholizismus geführt, über Blasphemie, Zölibat und Fisch am Freitag. Am Ende der Folge wenden sich Vater und Sohn wieder dem Rest der protestantischen Simpson-Familie zu, aber nicht aus Konfessionsgründen, sondern weil sich Mutter Marge ernste Sorgen macht, dass sie sonst nicht alle in den gleichen Himmel kommen werden.
Tischgebet und Kirchbesuch
Geht es um Religion, dann zeigen sich die Simpsons als typische amerikanische Familie. Das Tischgebet gehört zum Abendessen dazu, genau so selbstverständlich geht es jeden Sonntag in die Kirche. Die Simpsons bezeichnen sich in einer Folge selber als Mitglieder der "Westlichen Ausprägung des amerikanischen Presby-Lutheranismus", das ist aber weniger als Bekenntnis zu verstehen, sondern eher als Witz darüber, wie viele Einzelausprägungen des Protestantismus es in den Vereinigten Staaten gibt.
Schaut man sich die über 600 Folgen der Serie an, (was inzwischen 15 Tage a 24 Stunden dauern würde), dann finden sich laut Wikipedia aktuell 35 Folgen, in denen es um explizit religiöse Inhalte geht. Einmal hält sich Homer Simpson nach einer Jerusalem-Reise selbst für den Messias, ein andermal reist er als Missionar unfreiwillig in die Südsee.
Übrigens gibt es in der ganzen Serie mit den gelben Figuren und den vier Fingern nur zwei immer wiederkehrende Figuren, die an jeder Hand fünf Finger haben: Gott und Jesus Christus.