Der Feier-Höhepunkt des Jahres steht an: Weihnachten. Es wird dekoriert, geshoppt und verpackt, was das Zeug hält. Familien verbringen viele Stunden im Auto, um sich zu besuchen. Ein Grund, einmal nach den ökologischen Auswirkungen des Festbetriebs zu schauen.
Schon seit Jahren weisen Umweltverbände und umweltbewusst Denkende auf Stromverschwendung durch weihnachtliche Lichterketten hin. Selbst der Festtagsbraten will womöglich nicht so recht schmecken. Denn war die Gans, die Stunden lang im Ofen brutzelt, zu Lebzeiten ein glückliches Tier aus artgerechter Haltung?
"I'm driving home for Christmas", singt Chris Rea in seinem Weihnachtsklassiker. Wer sich zum Fest mit Auto oder Flugzeug auf den Weg zur Familie macht, trägt ebenso zum erhöhten C02-Ausstoß bei wie die konsumfreudigen Menschenmassen, die im Advent Straßen und Kaufhäuser bevölkern. Selbst aus fairem Handel stammende Geschenke hinterlassen einen ökologischen Fußabdruck. Denn ohne Verbrauch an Rohstoffen - Wasser, Boden und Luft - können sie nicht hergestellt und transportiert werden. Gar nicht zu reden von den gefühlten Bergen an Verpackungsmüll, den die weihnachtliche Geschenkeflut hervorbringt.
Überraschende Ergebnisse zum Stromverbrauch
Da überrascht es, dass Müllaufkommen oder Gesamtstromverbrauch zu Weihnachten niedriger als sonst sind. Einen Grund nennt Sandra Rahmlow vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.: Weil an den Feiertagen Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen ruhten, sei der Stromverbrauch im Vergleich zum Werktag "deutlich geringer". Das gilt auch für ländliche Regionen, weiß Marion Walerus, Geschäftsführerin der Gemeindewerke Nümbrecht. "Der Dezember liegt beim Stromverbrauch seit Jahren nur im Mittelfeld. Die Spitze liegt im Februar", erklärt sie.
Auch bei den Hausmüllmengen sieht es laut Wilfried Berf, Pressesprecher der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln, rein statistisch überraschend normal aus. "Der Dezember ragt trotz Weihnachten nicht aus dem Jahresdurchschnitt heraus", erklärt er. Dabei stellt er klar: "Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht." Denn Abfallmengen und Energieverbrauch liegen aus seiner Sicht das ganze Jahr über auf umweltunverträglich hohem Niveau.
Öko-Baum, Bio-Festmenü, Verpacken in Tücher oder Recycling-Papier
Dabei gibt es durchaus praktikable Ideen für ein "grünes Weihnachten". Katharina Istel, Referentin für nachhaltigen Konsum beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), rät etwa zum Öko-Baum. Sie selbst verschenkt gerne Zeit für gemeinsame Unternehmungen und achtet beim Einkauf fürs Festmenü auf Bio-Produkte aus regionaler Erzeugung.
Weitere Möglichkeiten, die Umwelt zu schonen, sind beim Weihnachtsshopping das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Park-and-Ride-Angeboten, das kreative Verpacken in Tücher oder Recycling-Papier, Beleuchtung mit energiesparenden LED-Birnen. Wer bequem per Mausklick im heimischen Wohnzimmer einkauft, sollte sich das sorgfältig überlegen und Retouren vermeiden. Denn die machen den CO2 sparenden Effekt schnell wieder zunichte. Schließlich bringt nicht das Christkind die Geschenke ins Haus, sondern motorisierte Paketzusteller.
Anreiz darüber nachzudenken
Aus der Sicht von Thomas Ehses unterscheidet sich Weihnachten "ökologisch betrachtet nicht groß von unserem üblichen Leben und Konsumverhalten", das zu Lasten künftiger Generationen gehe und geprägt sei von zu viel Konsum, zu viel Ressourcenverbrauch und zu viel Umweltbelastung. Für den Klimaschutzmanager bei "moveo", der Initiative für Energie und Nachhaltigkeit im Erzbistum Köln, kann Weihnachten als Fest der Liebe Gottes zu den Menschen einen Anreiz bieten darüber nachzudenken, "ob der viele Konsum wirklich glücklich macht und darüber, was wirklich zählt im Leben".
Nicht nur zu Weihnachten sollte man sich fragen, was man im Sinne eines zukunftsfähigen Lebensstils selbst ändern will und kann. Dabei geht es dem kirchlichen Klimaschutzmanager nicht um Verzicht mit hängenden Mundwinkeln, sondern um die befreiende Entdeckung, "dass Weniger mehr sein kann". Zu Weihnachten Familie und Freundschaften pflegen, sich gegenseitig besuchen und gemeinsam feiern, das hat für Ehses auch weiterhin "eine positive Qualität, die man nicht aus ökologischen Gründen über Bord werfen soll".