Das gesellschaftliche Klima auf Seiten der Israelis und der Palästinenser habe sich mittlerweile verschärft und verhärtet, sagte der Berliner Bischof Markus Dröge in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zugleich kritisierte er, dass auf beiden Seiten die Arbeit von Versöhnungs- und Menschenrechtsinitiativen zunehmend behindert werde.
Aus Sicht evangelischer Christen in Deutschland komme es dabei darauf an, "Kritik in fairer Weise zu üben, Menschenrechtsverletzungen zu benennen und immer auch die Sicht der jeweils anderen Seite wahrzunehmen". Dröge ist Vorsitzender der Evangelischen Mittelost-Kommission (EMOK), die vor wenigen Tagen erneut eine "Positionsbestimmung" zu "Israel - Palästina" veröffentlicht hat.
Die EMOK ist ein ständiger Arbeitskreis der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie hat derzeit 33 Mitglieder und setzt sich aus Landeskirchen, Einrichtungen und Werken zusammen, die durch ihre Arbeit dem Nahen und Mittleren Osten verbunden sind.
Doppelte Loyalität?
Evangelische Christen stehen nach Ansicht Dröges "aus doppelter Loyalität" in der Verantwortung, Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten zur Sprache zu bringen. Dabei benannte er als Beispiele den fortgesetzten Bau und Ausbau von israelischen Siedlungen auf besetztem Gebiet und die negativen Folgen des Verlaufs israelischer Mauern und Sperranlagen für Palästinenser.
Von der palästinensischen Autonomiebehörde und den Palästinensern forderte Dröge den Aufbau einer Gesellschaft mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, Religionsfreiheit für alle Religionen sowie einen konsequenten Verzicht auf Gewalt bei der Durchsetzung politischer Ziele.
Zweistaatenlösung realistisch
Dröge betonte: "Wir stehen ganz klar zum Existenzrecht Israels." Zugleich habe aber auch das palästinensische Volk ein Recht auf Entwicklung und Lebensentfaltung. "Unsere Position ist: Kein Friede ohne Recht und Gerechtigkeit", sagte der EMOK-Vorsitzende. Grundlage für ein künftiges Zusammenleben müssten die Menschenrechte sein - egal wie letztlich die Koexistenz geregelt werde.
Die evangelische Kirche halte sich zurück, wenn es um konkrete Forderungen nach einer Zweistaaten- oder Einstaatenlösung geht, unterstrich Dröge. Dies sei Aufgabe der Konfliktparteien, innerhalb des vorgegebenen Rahmens von Existenzrecht und Menschenrechten eine Lösung zu suchen: "Da werden wir nicht direkt Stellung beziehen." Bislang aber, so Dröge weiter, "halten wir die Zweistaatenlösung für die realistischste Lösung, um die Rechte aller zu gewährleisten zu können".