DOMRADIO.DE: Wie viel Geld verdient Papst Franziskus denn?
Ulrich Nersinger (Vatikanjournalist und Buchautor): Nichts.
DOMRADIO.DE: Klare Frage, klare Antwort.
Nersinger: Das ist einfach zu beantworten. Man muss sich auch vor Augen führen, dass das Papstamt ja nicht als Beruf, sondern eher als Berufung begriffen wird.
DOMRADIO.DE: Das heißt also, wenn ein Kardinal im Konklave vom zum Papst gewählt wird, dann wird sein Gehalt mal eben so gestrichen. Bis dahin hat er ja nicht ganz wenig verdient, oder?
Nersinger: Ganz wenig würde ich nicht sagen. Die römischen Gehälter liegen weit unter dem, was man zum Beispiel in Deutschland in kirchlichen Berufen verdient. Ein Kardinal ist auch im Vatikan oder in Rom kein reicher Mann.
Aber mit der Wahl zum Papst ist jeder Bezug für den Betreffenden mehr oder weniger weg, wenn man das so forsch sagen will.
DOMRADIO.DE: Aber wenn er nichts verdient, wie bestreitet er dann seinen Lebensunterhalt? Und bekommt er eine Art Taschengeld oder hat er ein Konto, von dem er etwas abheben kann?
Nersinger: Der Vatikan sorgt für den Lebensunterhalt des Papstes. Wir kennen es von der englischen Königin. Wenn die irgendwo hingegangen ist, hat sie nie ein Portemonnaie dabei gehabt. Dann haben die Bediensteten des Königshauses bezahlt.
Aber beim Papst ist das noch einmal ganz anders. Der Papst ist ja auch keiner, der große Summen für sich braucht.
Wenn man sich überlegt, was ein Papst für den täglichen Gebrauch benötigt, so ist das nicht viel. Papst Franziskus mag zum Beispiel Mate Tee, der wird wahrscheinlich nicht so teuer sein.
Dasselbe gilt für die von Papst Benedikt XVI. so geschätzte Fanta. Das sind alles Ausgaben, die sich in kleinen Bereichen bewegen und eigentlich keine große Rolle spielen.
DOMRADIO.DE: Der amtierende Papst Franziskus ist sehr bescheiden. Aber die Päpste vor ihm sind auch mal in Urlaub gefahren oder hatten mit Sicherheit auch das eine oder andere Hobby. Gibt es eine Obergrenze für private Ausgaben?
Nersinger: Die Ausgaben der einzelnen Päpste hielten sich eigentlich in Grenzen und waren eher symbolischer Natur.
Ich kann mich entsinnen, dass es im Pontifikat von Johannes Paul II. den Bau eines Schwimmbades in Castel Gandolfo gab. Das war auch erstmal eine Einrichtung, die sich durch Spenden finanziert hat.
Als dann die üblichen Skeptiker sagten, ein Schwimmbad für den Papst sei doch ein Aufwand, der etwas kostet, hat der Papst eine sehr schöne Antwort gegeben. Er hat gesagt: Na ja, überlegt mal, was wird euch ein neues Konklave kosten? Das fand ich eine sehr kluge Antwort.
Es ist so, dass man dem Papst keinen Luxus finanziert. Das kann man schon sagen, wenn man in die jüngere Vergangenheit der letzten 100, 200 Jahre zurückblickt. Da sehen wir keine großen Luxusausgaben. Das hält sich alles in sehr bescheidenen Grenzen.
DOMRADIO.DE: Im Mittelalter wiederum gab es aber auch unrühmliche Päpste, zumindest was die Ausgaben angeht. Das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Nersinger: Ja, aber was heißen große Ausgaben eigentlich? Hätten gewisse Päpste nicht enorme Ausgaben gemacht, wo ständen wir heute kulturell und auch religiös in Rom? Denken wir nur mal an den Petersdom.
DOMRADIO.DE: Jahrhundertelang war es kein Thema, seit dem Rücktritt vom Papstamt von Benedikt XVI. schon. Was passiert eigentlich mit einem emeritierten Papst? Bekommt der wiederum eine Pension?
Nersinger: Nein, er wird genauso behandelt wie der amtierende Papst. Der Vatikan kommt praktisch für alle seine Ausgaben auf. Das ist also kein Problem.
Aber eine Frage könnte man sicher stellen: Wie sieht es mit päpstlichen Nebeneinnahmen aus? Wenn wir zurückblicken. Leo XIII. war ein Dichter. Er hat sehr viele lateinische Gedichte geschrieben.
Dann haben wir Pius XI. Das ist kaum bekannt, aber er war ein wirklich hervorragender Bergsteiger.
Er hat eine Reihe von alpinistischen Schriften verfasst, von denen er übrigens später einmal gesagt hat, er habe den Eindruck, dass die Leute seine alpinistischen Schriften mehr gelesen und mehr gekauft hätten als seine Enzykliken.
Es gab also durchaus Nebeneinkünfte.
Ebenso wenn man an die theologischen Schriften denkt, die Benedikt XVI. noch als Papst geschrieben hat.
Aber das sind alles Einnahmen oder Tantiemen gewesen, bei denen wir eigentlich immer davon ausgehen können, dass sie irgendwelchen sozialen, karitativen Zwecken zugeflossen sind oder Stiftungen finanziert haben.
Die Päpste haben sich da nicht "dumm und dämlich" verdient.
DOMRADIO.DE: Diese Einnahmen gehen dann auch nicht ins Staatssäckel, sondern werden für einen guten Zweck gespendet?
Nersinger: Im Hinblick auf die Vergangenheit vor mehr als 100 Jahren, weiß ich es nicht genau.
Aber es war eigentlich immer so, dass man päpstliche Einkünfte für soziale, karitative Zwecke gespendet oder wie bei Benedikt XVI. Stiftungen damit finanziert hat.
Es ist jetzt nicht so, dass die Päpste auf solche Weise reich geworden wären.
Das Interview führte Bernd Hamer.