"Wir leben zum ersten Mal in einer Phase, in der wir so lange Frieden haben", erklärte Wilmer im Hildesheimer Gymnasium Josephinum. Für die Generation seines Vaters und seines Großvaters sei das noch undenkbar gewesen.
Die jüdisch-christlichen Wurzeln Europas rechtfertigten ein Engagement der Kirchen, so der Bischof. Diese dürften sich manchmal "vielleicht sogar noch stärker" einmischen.
In Papst Franziskus sieht Wilmer in diesem Zusammenhang eine wichtige Stimme. Allerdings könne er alleine nicht viel bewirken, sondern nur im Zusammenspiel mit anderen gesellschaftlichen Akteuren. Die junge Generation bezeichnete der frühere Schulleiter als einen "wichtigen Schlüssel". Aber auch sie sei nur eine Gruppe von vielen.
Keine "kleinkarierten" Debatten
Auch der frühere Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) würdigte die Friedensanstrengungen der europäischen Gemeinschaft. "In weniger als einer Generation sind wir von Auschwitz zu den Verträgen von Maastricht und Lissabon gekommen", sagte der Bundestagsabgeordnete vor mehr als 200 Schülern.
Seinen Worten nach sollte sich Europa auf die Umsetzung gemeinsamer Ziele konzentrieren, statt sich in "kleinkarierten" Debatten über den Brexit oder wachsenden Populismus zu verlieren.
Nur so könne sich die Europäische Union gegen globale Akteure wie die USA und China behaupten. "In der Welt, auf die wir zukommen, wird es sehr darauf ankommen, dass wir in Europa gemeinsam auftreten", sagte Gabriel. Eine Debatte über den Brexit dagegen, lasse Europa in den Augen anderer Länder als schwach erscheinen.
Schüler stellten Fragen
Die Veranstaltung mit Wilmer und Gabriel stand unter dem Motto "Kann die Jugend Europa retten?". Der Bischof und der Politiker standen Schülern der elften Klassen der beiden katholischen Gymnasien Josephinum und Marienschule in Hildesheim Rede und Antwort. Moderiert wurde das Gespräch vom örtlichen Pulse-of-Europe-Team.