Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat vor nationalen Sonderwegen bei der Reform der katholischen Kirche gewarnt. "Am deutschen Wesen wird die Weltkirche sicher nicht genesen" sagte Meier am Sonntag in Augsburg und rief zur Wachsamkeit auf.
Der Reformdialog Synodaler Weg mache ihn nachdenklich und besorgt. "Wir alle dürfen nicht schlafen, um uns dann beim Erwachen verdutzt die Augen zu reiben, weil sich die katholische Kirche auf dem Synodalen Weg in eine de facto evangelische Landeskirche transformiert hat."
Nicht am sakramentalen Weiheamt rütteln
Ausdrücklich wandte sich Meier gegen den Vorschlag einer demokratischen und zeitlich begrenzten Wahl von Bischöfen. "Wenn wir eine Kirche ohne sakramentales Amt wollen, brechen wir ihr das Genick." Gott möge eine solche "Selbstabdankung der Bischöfe, Priester und Diakone" verhüten.
Eine Synode sollte am sakramentalen Weiheamt "weder rütteln noch sägen". Ohne die Autorität geweihter Amtsträger könnte die Kirche zudem im öffentlichen und politischen Diskurs nichts mehr ausrichten.
Der Bischof predigte bei einem Dankgottesdienst nach der Herbstinvestitur der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Dabei waren 26 Kandidatinnen und Kandidaten in den Ritterorden aufgenommen worden.
Katholische Kirche am Wendepunkt?
Am Samstag hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx bei einem Festgottesdienst in Augsburg erklärt, er sehe die katholische Kirche an einem Wendepunkt. "Manches dafür wird sterben müssen, manches wird aber auch neu auferstehen."
Der Erzbischof von München und Freising nahm als Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem im Rahmen der Herbstinvestitur der Deutschen Statthalterei 26 Kandidatinnen und Kandidaten in den Ritterorden auf. Die neuen Ordensmitglieder erhielten dazu in der Ordenskirche Sankt Ulrich und Afra Ordenskreuz und Mantel, die Herren zusätzlich einen Ritterschlag.
Marx appellierte an die Ordensmitglieder, den von Papst Franziskus an diesem Wochenende eröffneten weltweiten Synodalen Prozess sowie den Synodalen Weg in Deutschland mitzugestalten. "Niemand kann den Willen Gottes für sich alleine pachten. Als Kirche sind wir eine Suchbewegung in durchaus unterschiedlichen Rollen und Verantwortlichkeiten", sagte er. "Kirche ist nicht exklusiv, wir dürfen uns nicht abschotten, sondern müssen Zeugnis in dieser Welt geben."
"Offenes Reden muss möglich sein"
Der Kardinal fügte hinzu: "Synode ist Austausch, kein Parlament. Aber es ist ein Austausch, bei dem man zuhört, bei dem offenes Reden möglich sein muss, auch Debatte, auch Kritik gehören dazu." Wichtig sei, "dass wir uns mit Blick auf die Synodalen Wege der Kirche und den Auftrag, den das Evangelium an uns stellt, öffnen, dem anderen vertrauen und dass wir von der Hoffnung getragen sind, dass wir auf diesen Wegen den Willen Gottes neu erkennen".