DOMRADIO.DE: Die Beweung Fridays for Future hat eine digitale Demonstration veranstaltet und auf Youtube übertragen. Da waren wir beide am Freitag quasi gemeinsam auf einer Demo.
Rolf Lohmann (Weihbischof im Bistum Münster): So ist es - mal ganz anders als sonst.
DOMRADIO.DE: Das war wirklich ganz eine schöne Sache. Zwischendurch waren da Prominente. Lena Meyer-Landrut wünschte Kraft und Sonne zum Weitermachen. Eckart von Hirschhausen hat ein Interview mit einer Aktivistin gegeben. Zwischendurch ist der Live-Stream immer ein bisschen ins Stocken geraten. Da war dann eine Art Pausenbild zu sehen mit der Nachricht „Wir sind gleich zurück“. Warum unterstützen Sie die Fridays for Future?
Lohmann: Ich freue mich, dass sich die jungen Leute so stark für die Umwelt engagieren. Denn wenn wir genau hinschauen, was das bedeutet - Anstieg der Temperaturen, Klimawandel, Artensterben – dann ist das schon bedrohlich. Und es ist so gut und so richtig, dass die jungen Leute dafür auf die Straße gehen und dass sie das in dieser Zeit der Krise über das Netz tun. Ich finde auch diese Idee richtig und vernünftig. Und als ich das gelesen habe, habe ich gedacht, meine Güte, das ist wichtig zu unterstützen und Solidarität zu zeigen.
DOMRADIO.DE: Da könnte man sich dann anmelden und eine Postleitzahl eingeben, um quasi mit zu demonstrieren. Haben Sie dann da hingeschrieben "Ich bin Bischof Lohmann"?
Lohmann: Ganz genau und eben, dass ich für diese Fragen zuständig bin, auch in der Bischofskonferenz, ganz besonders auch in der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen. Und das habe ich dann deutlich gemacht.
DOMRADIO.DE: Sie haben im September in Kleve auf dem Podium von einer "Fridays for Future"-Veranstaltung gesprochen, und unter anderem haben Sie dort gesagt, wir müssten wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben und dass es sich lohnt, gut und ehrlich zu sein. Das war im September. Wenn man das jetzt mal als eine Aussage vor Corona sieht und dann versucht, dieser Pandemie jetzt irgendetwas Gutes abzugewinnen. Passt das dann zusammen?
Lohmann: Auf jeden Fall. Aber das, was ich erlebe, hier in meiner Region, aber auch darüber hinaus, wie Solidarität geübt wird - gerade wie sich auch wieder die jungen Leute einbringen mit Nachbarschaftshilfe, Einkaufshilfe, sich aber auch Gedanken machen im spirituellen Bereich - spürt man, dass Solidarität nicht nur irgendwie schön dahingesagt ist, sondern wie sie gelebt und praktiziert wird.
Und da merken wir im Augenblick auch, wir brauchen einander sehr. Wir können nur dankbar sein, dass sich einige Berufsgruppen nochmal besonders stark engagieren und für die Kranken da sind, für die die Sorgen haben, für die, die Angst haben. Da passiert wirklich sehr viel, und das ist für mich ermutigend, gerade auch in dieser Zeit.
DOMRADIO.DE: Was können wir auch in Bezug auf die Globalisierung, die ja mit dem Klimawandel sehr viel zu tun hat, lernen?
Lohmann: Das geht bei der Frage des Klimas und der Umwelt los und wir merken bei dieser weltweiten Pandemie, dass wir Verantwortung füreinander tragen und dass es nicht gut ist, wenn jetzt einige Themen einfach vollkommen ausgeblendet werden. Wir müssen dran bleiben und auch mehr spüren, es gibt nur diese eine Welt, und in dieser Welt müssen wir mehr zusammenrücken, mehr füreinander tun, mehr Zeit füreinander haben, mehr Achtung voreinander haben. Wir haben füreinander da zu sein und diese Welt und dieses Leben gerade in schweren Zeiten zu gestalten.
DOMRADIO.DE: Viele der Demonstranten von Fridasys for Future betonen immer wieder so Dinge wie: "Man sieht ja jetzt in der Krise, dass vieles geht, wo vorher gar nicht daran zu denken war, auch im rigorosen Beschränken von umweltschädlichen Aktionen wie beispielsweise die Vielfliegerei." Sehen Sie, dass es da irgendetwas gibt, was wir mitnehmen könnten, um auch in Zukunft unser Klima zu bewahren?
Lohmann: Ich hoffe natürlich, dass wir auch in dieser Krise lernen und auch lernfähig sind. Und das gilt eben auch für die Themen der Umwelt und des Klimas. Wir müssen uns fragen: Wie bewegen wir uns? Ist das eigentlich alles nötig? Können wir nicht auch hier auf etwas verzichten? Das kann uns diese Pandemie und diese Situation deutlich machen, genauso wie Sie es jetzt sagen. Es geht ja, sich zu beschränken. Ich möchte nicht ausblenden, dass dadurch auch viele andere Schwierigkeiten auf der anderen Seite der Waagschale sind. Aber wir können davon lernen, und ich würde auch sagen: Wir müssen davon lernen.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.