Kirchentag sucht noch Tausende Privatquartiere und Helfer

"Wir sind echt in Not"

Hundert Tage vor dem Großereignis überwiegen Zuversicht und Vorfreude, aber die Sorgenfalten werden mehr: Dem evangelischen Kirchentag im Juni in Dortmund fehlen noch Tausende Gastgeber mit Unterkünften und Helfer.

Privathaushalte als Unterkünfte / © Lino Mirgeler (dpa)
Privathaushalte als Unterkünfte / © Lino Mirgeler ( dpa )

Rund hundert Tage vor dem Kirchentag in Dortmund suchen die Verantwortlichen händeringend nach Tausenden Privatquartieren und ehrenamtlichen Helfern für das Großereignis. "Wir sind, was die Privatquartiere angeht, echt in Not", sagte Kirchentagspräsident Hans Leyendecker am Montagabend vor Vertretern von Politik, Gesellschaft und Kirche in Dortmund.

Er äußerte sich aber ebenso wie die Stadt Dortmund und die gastgebende westfälische Landeskirche zuversichtlich, dass die Probleme gelöst werden können und der Kirchentag als Verbindung von Forum und Glaubensfest in die Gesellschaft ausstrahlt. Landeskirche und Stadt leisteten wohlwollende und tatkräftige Unterstützung, "das braucht ein Kirchentag zum Gelingen", betonte Leyendecker auf einem Empfang in der Dortmunder Eventkirche.

Unterkünfte zur Planungssicherheit

Bis Montag waren erst 2.113 Unterkünfte zugesagt - gut ein Viertel der benötigten 8.000 Privatquartiere. Die nötige Gastfreundschaft sei im Raum Dortmund zwar vorhanden, sagte Kirchentagssprecher Stephan von Kolson am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Dringlichkeit sei jedoch vielen nicht bewusst, weil der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag erst vom 19. bis 23. Juni stattfinde. "Wir brauchen die Quartiere jetzt, damit wir planen können." In Dortmund und zehn umliegenden Städten wird daher mit Hochdruck darum geworben, Gästen eine einfache Übernachtungsmöglichkeit und ein Frühstück anzubieten.

Auch Helfer werden dringend gesucht. Ideal wären laut Kolson 5.000 ehrenamtliche Unterstützer, angemeldet haben sich bisher knapp halb so viele. Mindestens 3.000 müssten es werden, um die Aufgaben bewältigen zu können. Die am Sonntag verstrichene Anmeldefrist wurde deshalb bis Ende März verlängert.

Dortmunds Stadtdirektor Jörg Stüdemann zeigte sich guter Dinge, "dass wir das, was von städtischer Seite zu leisten ist, leisten werden". Er erhoffe sich vom Kirchentag gute und mutmachende Botschaften, "die etwas über unser Zusammenleben sagen werden". Es gehe um Glaubensorientierung und die Fähigkeit, Schwierigkeiten gemeinsam überwinden zu können. Mit Blick auf die fehlenden Unterkünfte appellierte Stüdemann augenzwingernd an die Anwesenden: "Sie haben ein Bett zu Hause, das Sie zur Verfügung stellen werden. Sie wissen es noch nicht, aber Sie melden sich bitte beim Ausgang, denn es braucht noch ein paar tausend Betten."

Wegweisende Impulse erwartet

Präses Annette Kurschus versprach, die Evangelische Kirche von Westfalen werde eine gute Gastgeberin sein. Der Kirchentag werde "wegweisende Impulse senden und klare Kante zeigen gegen manche Ungeister unserer Zeit", sagte die leitende Theologin, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. "Wir werden uns besinnen auf den Grund, auf dem wir stehen und vorwärts gehen in unsere aufgewühlte Welt."

Zum Kirchentag werden bis zu 100.000 Dauerteilnehmer und viele tausend Tagesbesucher erwartet. Die Zahl der Tagesgäste könnte nach Einschätzung der Kirchentags-Verantwortlichen in Dortmund besonders groß sein, weil in dem Ballungsraum viele Menschen zu Hause wohnen bleiben. Das Protestantentreffen steht unter der Losung "Was für ein Vertrauen". Auf fast 2.400 Veranstaltungen sollen neben Glaubensfragen auch gesellschaftliche Themen wie Migration, Umwelt und Frieden in den Blick gerückt werden.

 

Hans Leyendecker / © Friedrich Stark (epd)
Hans Leyendecker / © Friedrich Stark ( epd )

 

Präses Annette Kurschus / © Cristian Gennari (KNA)
Präses Annette Kurschus / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
epd