Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano ist tot

"Wir werden sie schmerzlich vermissen"

Die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Die Künstlerin, die auch Papst Franziskus traf, ging Jahre lang als Zeitzeugin in Schulen und erhielt für ihre Aufklärungsarbeit das Große Bundesverdienstkreuz.

Trauer um die KZ-Überlebende Esther Bejarano / © Axel Heimken (dpa)
Trauer um die KZ-Überlebende Esther Bejarano / © Axel Heimken ( dpa )

"Auschwitz-Überlebende in aller Welt beklagen den Tod ihrer wunderbaren Freundin, Leidensgenossin und Weggefährtin, der großen Zeitzeugin Esther Bejarano, die in ihrem 97. Lebensjahr in Hamburg gestorben ist und über viele Jahre im Internationalen Auschwitz Komitee engagiert war", sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Samstag in Berlin mit.

Zeitzeugengespräche mit Jugendlichen

Die 1924 in Saarlouis geborene Bejarano gehörte als Akkordeon-Spielerin zum sogenannten Mädchenorchester von Auschwitz. Ihre Eltern und ihre Schwester wurden von den Nationalsozialisten ermordet. "Das, was sie im Lager gesehen hatte, trieb sie ihr ganzes Leben immer wieder zu den Menschen hin: In ihren späteren Jahren fand sie vielfältige künstlerische Wege, von diesem Ort des Todes zu erzählen und die, die dort ermordet worden waren, vor dem Vergessen zu bewahren", betonte Heubner.

Die Künstlerin besuchte seit mehr als 30 Jahren Schulen und führte Zeitzeugengespräche mit Jugendlichen. Bejarano engagierte sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. 2012 erhielt sie das Große Bundesverdienstkreuz. Die Hamburgerin traf mit weiteren Holocaust-Überlebenden 2015 Papst Franziskus, der dem Auschwitz-Komitee ausdrücklich für die Aufklärungsarbeit in Schulen dankte.

Sorge um aufbrechenden Antisemitismus

Heubner unterstrich: "Ihre Gabe, Menschen für die Bewahrung der Erinnerung zu gewinnen war ebenso legendär wie ihr Zorn über die Dummheit des Rechtsextremismus und den überall hervorbrechenden Antisemitismus, der sie zutiefst verstörte." Zuletzt hatte Bejarano vor Parallelen zur Nazi-Zeit gewarnt. "Heute werden wieder Juden auf den Straßen angegriffen, so wie damals", sagte sie in einem Interview. Rassismus und Antisemitismus griffen "im ganzen Land" um sich.

Trotz ihres Zorns und ihrem realistischen Blicks auf die Welt habe Bejarano auf das das Leben und auf ihre Mitmenschen vertraut. "Wir werden sie in diesen Tagen des anwachsenden Rechtsextremismus schmerzlich vermissen", sagte Heubner.


Quelle:
KNA
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