Das sagte er am Donnerstagabend im Frankfurter Haus am Dom. Kirche könne in überfordernden Zeiten Hoffnung bieten. Weiter sagte er, es sei ein gutes Zeichen, dass so viele Menschen gegen einen Rechtsruck demonstrierten und die schweigende Mehrheit laut werde.
"Die Demokratie ist nicht in Gefahr, aber es gibt eine Reihe von Gefährdungen, da hilft Schönreden nicht", sagte das frühere Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Kriege, Flüchtlingsbewegungen, Pluralismus und die Verhinderung der ökologischen Katastrophe seien überfordernde Veränderungen.
"Das Bedürfnis nach einfachen Antworten ist verständlich"
"Das Bedürfnis nach Sicherheit und einfachen Antworten ist verständlich. Es ist Aufgabe der Kirche, Hoffnung und Maßstäbe guten und gelingenden Lebens zu vermitteln, die nichts mit materiellen Erfolgen zu tun hat", forderte Thierse.
Er betrachte die Kirche als Raum der Verständigung zwischen unterschiedlichen Menschen. "In Gemeinden sind wir als Menschen gleich. Die Kirche muss Menschen da ansprechen, wo sie im Innersten verwandt sind."
"Kirche ist ein Tanker, der sich nur schwer bewegt"
Im Blick auf kirchliche Reformen sagte Thierse, Veränderungen bräuchten Zeit. "Die Kirche ist ein Tanker, der sich nur schwer bewegt. Ich habe eine revolutionäre Geduld und Verständnis, dass es langsam vorangeht."
Hier sieht Thierse Parallelen zur Politik, wo Prozesse ebenfalls lange dauerten und es schmerzhafte Niederlagen gebe. "Ich bin nicht in der Kirche wegen ihres Personals", erläuterte Thierse. "Wir können miteinander streiten, aber wir bleiben in derselben Kirche. Ich reite nicht vom Hof, nur weil mir die Menschen nicht passen."
Thierse sprach bei einer Veranstaltung zum 175-Jahr-Jubiläum der Frankfurter Paulskirche. Er war Gast des Gesprächsabends «Kirche in der Demokratie - Demokratie in der Kirche?» im Bildungszentrum Haus am Dom.