Warum Kirsten Pretz Gemeindereferentin wird

"Würde ich gefragt, ich wollte keine Diakonin werden"

Am Samstag wurden sechs Gemeinde- und Pastoralreferenten im Kölner Dom in ihre Gemeinden entsandt. Für Kirsten Pretz ist das ein besonderer Tag. Diakonin wollte sie - wenn es ginge - gar nicht werden. Mit dem Referentenjob ist sie bereits glücklich.  

Kirsten Pretz / © N.N. (DR)
Kirsten Pretz / © N.N. ( DR )

DOMRADIO.DE: Was bedeutet Ihnen dieser Tag, an dem Sie in die Gemeinden entsandt werden?

Kirsten Pretz (Gemeindereferentin in die Gemeinden Sankt Michael und Paulus in Velbert-Mitte und Langenberg): Für mich ist das ein ganz besonderer Tag. Denn nach den ganzen Prüfungen, dem Studium und die Berufseinführung ist das am Samstag das i-Tüpfelchen, das Finale. Es kommen die Freunde, Wegbegleiter und die Familie. Das Ganze hat dann noch den festlichen Rahmen einer heiligen Messe. Dann werden wir entsannt und es geht endlich los.

DOMRADIO.DE: Damit beginnt dann für Sie ja auch wirklich etwas ganz Neues. Worauf freuen Sie sich denn am meisten, wenn Sie dann an Ihre Aufgabe in den Gemeinden denken?

Pretz: Also, ich glaube, ganz etwas Neues wird es nicht sein, weil ich viele Aufgaben schon die letzten zwei Jahre in Sankt Michael und Paulus übernommen habe. Ich bin für Kinder- und Jugendarbeit zuständig und freue mich ganz besonders, dass ich wirklich die jungen Menschen ein Stück ihres Glaubens- und Lebensweges begleiten darf, ihnen Rat geben darf, ihnen Fragen beantworten und auch mit den Kindern den Glauben entdecken darf.

DOMRADIO.DE: Es ist ja so: Eine Gemeindereferentin ist natürlich keine Priesterin, keine Diakonin. Sie darf also nicht Sakramente spenden, nicht die Heilige Messe feiern, Taufen oder Beichte abnehmen. Was sind denn ganz konkret Ihre Aufgaben? Sie haben schon gesagt, mit Kindern werden sie viel zu tun haben?

Pretz: Genau. Ich feiere ganz viele Gottesdienste, die natürlich dazugehören. Ansonsten bin ich mit den Pfadfindern und den Messdienern unterwegs, oder ich bin mit meinem religionspädagogischen Angeboten im Gepäck im unterwegs oder ich feiere besondere Gottesdienste, wie demnächst Erntedank oder dann Sankt Martin. Sonst bin aber auch auch in Orts-Ausschüssen mit dabei, oder im Pfarrgemeinderat. Eigentlich bin ich überall ein bisschen dabei - aber hauptsächlich in der Kinder- und Jugendarbeit.

DOMRADIO.DE: Wenn es für Sie möglich gewesen wäre, Priesterin oder Diakon zu werden, wären Sie das geworden?

Pretz: Ich weiß es gar nicht genau. Da die Möglichkeit nicht besteht, habe ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht. Wenn heute einer kommen würde und sagen würde: Du kannst auch Diakonin werden, möchtest Du das werden? Dann würde ich Nein sagen. Also, ich glaube, da müsste ich mich noch mal genauer mit beschäftigen. Ich bin im Moment mit dem glücklich, was ich jetzt werden darf oder werden durfte.

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich genau diesen Beruf ausgesucht?

Pretz: Ich war vorher schon bei der Kirche angestellt. Ich habe in der Rendantur, der Kassenstelle, gearbeitet und dann gemerkt, dass ich damit nicht mehr glücklich werde. Also stupide mit Zahlen zu arbeiten, das war 20 Jahre lang für mich in Ordnung. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Ich brauche es, mit den Menschen unterwegs zu sein. Da bietet der Beruf der Gemeindereferentin oder der Pastoralreferentin eine Vielfalt. Vielleicht sage ich auch in ein paar Jahren, dass ich aus dem Alter für die Jugendarbeit raus bin. Aber dann kann ich genauso gut Caritas, Seniorenarbeit und alles Mögliche machen. Man hat viele Möglichkeiten, sich entfalten zu können und auch seine Talente einzubringen.

DOMRADIO.DE: Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Immer weniger Menschen besuchen zum Beispiel Gottesdienste. Was können Sie ganz konkret als Gemeindereferentin tun, um diesen Trend vielleicht auch ein bisschen aufzuhalten?

Pretz: Zum einen kann ich als Gemeindereferentin als "normaler Mensch" auf die Menschen zugehen und nicht wie ein Priester, der die Menschen vielleicht abschreckt oder für sie ungewohnt ist. Ich kann aber auch, glaube ich, einen neuen Gottesdienst formen. So kann ich vielleicht die Menschen schneller erreichen. Denn von den Priestern gibt es auch immer weniger. Sie müssen für die heiligen Messen zur Verfügung stehen und haben dann vielleicht nicht so die Möglichkeit, auch andere Dinge anzubieten.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR