Es sei für ihn "völlig unverständlich und anomal", dass er nicht zur Aussage aufgefordert worden sei, sagte Vigano dem privaten katholischen US-Sender EWTN (Donnerstag Ortszeit). Ein elfseitiges Schreiben Viganos im Sommer 2018, in dem er die Vatikanspitze der Vertuschung bezichtigte, war einer der Auslöser des am Dienstag veröffentlichten Untersuchungsberichts.
Mängel und weitere Vertuschung
In dem Bericht geht es um die Frage, wie der frühere Erzbischof von Washington (2000-2006), Kardinal McCarrick, trotz anhaltender Gerüchte um sexuelles Fehlverhalten und Machtmissbrauch eine steile kirchliche Karriere machen konnte. Vigano wirft den Verfassern des 450-seitigen, von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vorgelegten Berichts Mängel und weitere Vertuschung vor. So sei etwa ein Mann nicht als Zeuge befragt worden, der als einziger McCarrick auch öffentlich beschuldigt habe.
Zudem weist der Erzbischof Vorwürfe zurück, als Nuntius (2011-2016) habe er Aufträge aus dem Vatikan zu weiteren Untersuchungen im Fall McCarrick nicht ausgeführt. Ebenso erneuert er seine Behauptung, bereits im Juni 2013 habe er Papst Franziskus darüber informiert, dass es im Vatikan ein "dickes Dossier" über McCarrick gebe. Trotzdem sei dieser erst im Juli 2018 aus dem Kardinalsstand entlassen worden.
Keine Belege für Viganos Behauptung
Laut dem aktuellen Untersuchungsbericht gibt es für Viganos "stark umstrittene" Behauptung keine Belege.
Als Hauptverantwortliche im Vatikan, die eingehendere Untersuchungen und ein Verfahren gegen McCarrick behindert hätten, nennt Vigano in dem Interview unter anderen die früheren Staatssekretäre Angelo Sodano (1991-2006) und Tarcisio Bertone (2006-2013).
Vigano, der seit der Veröffentlichung seiner Vorwürfe im Herbst 2018 nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten ist, wurde in dem EWTN-Interview telefonisch befragt.