DOMRADIO.DE: Es gab eine überwältigende Mehrheit für das Papier, was den Segen für sich liebende Paare betrifft. Wie haben Sie diese Entscheidung aufgenommen?
Birgit Mock (Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken / ZdK und Vorsitzende des Forums Sexualität und Partnerschaft beim Synodalen Weg): Ich bin ganz beglückt, weil ich glaube, dass es eine wichtige Entscheidung ist. Diese Entscheidung, dass wir jetzt Segensfeiern für Paare, die sich lieben, haben dürfen, wird in der Praxis der Menschen vor Ort einen Unterschied machen. Davon bin ich fest überzeugt.
Wir haben diese Segensfeiern schon längst. Aber sie kommen jetzt aus der Grauzone raus. Wir können die Kirchentüren aufmachen. Die Seelsorgeden, die das tun, müssen nicht mehr damit rechnen, dass sie womöglich denunziert werden, was wir in Einzelfällen immer noch hatten. Sie dürfen sich jetzt auf Fortbildungen freuen.
Und die Bischöfe können doch jetzt auch frohen Herzens sagen: Wir haben diesen Beschluss, und auf dieser Grundlage machen wir das jetzt in unserem Bistum.
DOMRADIO.DE: Was, denken Sie, hat den Ausschlag gegeben? Es war ja bis zuletzt völlig offen, wie diese Debatte endet, zumindest auch, was die Zwei-Drittel-Sperrminorität der Bischöfe anbetrifft.
Mock: Wir hatten eine sehr lange und sehr intensive Debatte mit sehr vielen Wortbeiträgen, die ich sehr gut, sehr substanziell fand. Alle haben begründet, wo sie stehen. Wir hatten ja auch Personen, die zu Wort gekommen sind, die diesen Text ablehnen. Aber ich finde erstens die Offenheit gut, in der wir miteinander gesprochen haben. Natürlich finde ich die vielen Stimmen gut, die gesagt haben, wir sind für Segensfeiern, weil es unserem Verständnis von Sexualität entspricht.
Sexualität ist eine Gabe Gottes, die wir positiv bewerten. Wir sind alle als Menschen gottesebenbildlich. Und das Gute, was sich in diesen Paarbeziehungen vollzieht, die Liebe, die wir darin entdecken, ist für uns eine Fundstätte Gottes.
Deswegen liegt aus unserer Sicht der Segen da und deswegen setzen wir uns für diese Segensfeiern ein. Das wurde in dieser Debatte noch mal deutlich, wie viele diesen Text unterstützen.
DOMRADIO.DE: Was denken Sie, wird dieser Beschluss, auf deutscher Ebene, aber vielleicht auf internationaler Ebene, bewirken?
Mock: Ich sehe diesen Beschluss in ganz engem Zusammenhang mit der Initiative #OutInChurch, die auch viel dazu beigetragen hat, dass wir auf diesem Synodalen Weg zum Beispiel bei der letzten Versammlung die Grundordnung verabschieden konnten. Das war ja auch ein Text, den wir vorbereitet haben, weil er auch unserer neuen Bewertung von Sexualität entspricht und wir gesagt haben, das darf auch in der Anstellung keine Rolle mehr spielen.
Aber #OutInChurch hat mit diesem persönlichen Bekenntnis sicher mit dazu beigetragen, dass vielen die Augen geöffnet wurden, welche persönlichen Schicksale dahinter liegen. Deswegen ändert das etwas, glaube ich, in der Willkommenskultur für Paare, im Leben der Seelsorgenden, die die Rückenstärkung jetzt auf einmal erhalten und auch für uns alle als Gläubige, dass wir sagen, dass das Teil unserer Kirche ist und jetzt auch noch die kirchliche Ebene dazukommt. Ich glaube, dass wir das auch zur Weltbischofssynode in Rom mitnehmen.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich ganz speziell?
Mock: Ich wünsche mir, dass es jetzt sehr bald in die Praxis umgesetzt wird.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.