Mittwochnachmittag im Lotsenpunkt Horrem Sindorf in der Nähe von Köln: Im Büro des kleinen Backsteinhauses an der Hauptstraße ist viel los: Hier finden Menschen ein offenes Ohr und konkrete Hilfe für ihre Fragen und Sorgen. Auch Gudrun Vogel ist vorbeigekommen: Eigentlich ist die 73-Jährige noch sehr fit, aber das Formular von der Rentenkasse überfordert sie. Geduldig helfen ihr zwei Ehrenamtlerinnen, Schritt für Schritt füllen sie alles gemeinsam aus. Gudrun Vogel ist darüber sehr froh: „Wenn man älter wird, ist so etwas schwierig, aber hier gibt es immer jemanden, der helfen kann.“
Egal ob es um komplizierte Formulare, Kinderbetreuung, Sprachbarrieren oder eine Bewerbung geht: Im Lotsenpunkt bekommt jeder schnell und unkompliziert Hilfe. „Die Menschen können einfach bei uns vorbeikommen, ohne Termin“, sagt Katharina Nüdling vom Sozialdienst katholischer Frauen, die den Lotsenpunk in Horrem Sindorf koordiniert.
Projekt im Erzbistum Köln
Geschulte Sozial-Lots*innen kümmern sich, beantworten Fragen oder vermitteln an andere soziale Dienste weiter, denn der Lotsenpunkt ist vernetzt mit zahlreichen Angeboten in der Gemeinde: Sprachkursen, Frauentreffs, Kinderprojekten oder Lernpaten. „Und wir haben Zeit“, fügt Nüdling hinzu, „im Unterschied zu städtischen oder kommunalen Angeboten, wo es manchmal schwierig ist, einen Termin zu bekommen, können Sie hier einfach hinkommen. Wir helfen auch, ein Formular auszufüllen, das kann ja manchmal eine halbe Stunde dauern, das gibt es einfach kaum noch. Und dafür sind wir da.“
Der Lotsenpunkt in Horrem Sindorf ist einer von insgesamt 50 im ganzen Erzbistum Köln. Seit 10 Jahren gibt es dieses Projekt, das unkompliziert und unbürokratisch Hilfe vor Ort anbietet und in dieser Form bundesweit einzigartig ist. Getragen werden die Lotsenpunkte von den örtlichen Pfarrgemeinden und der Caritas im Erzbistum Köln. Ein Projekt, das so erfolgreich ist, dass im Herbst ein weiterer Lotsenpunkt eingerichtet werden soll.
Nachbarschaftliche Hilfe
Direkt gegenüber vom Lotsenpunkt Horrem Sindorf liegt das „kfd-Lädchen“, wo Menschen gut erhaltene Second-Hand-Kleidung für wenig Geld bekommen. Der Erlös wird dann an soziale Projekte gespendet. Der kleine Laden gehört zum Netzwerk des Lotsenpunktes in der katholischen Pfarrgemeinde St. Maria Königin.
Auch hier gehen viele Leute ein und aus – nicht alle kaufen etwas, sagt die Leiterin Gabriele Schäfer. Aber darum gehe es auch nicht: Wer in das Lädchen geht, bekommt dort auch einen Kaffee und eine Sitzgelegenheit. „Es geht um die Begegnung“, so Schäfer, „man lernt sich kennen, vernetzt sich viele und hilft sich gegenseitig weiter. Ich finde, das ist eine wertvolle Arbeit.“
Das Lädchen und der Lotsenpunkt leben von dem Engagement der vielen Ehrenamtlichen, wie Gabriele Schäfer. Die Rentnerin ist seit über 20 Jahren in der Gemeinde aktiv und das aus voller Überzeugung: „Wir arbeiten hier aus dem Caritas-Gedanken heraus: ‚Was ist es, was ich dir tun kann?‘ Wenn alle gemeinsam anpacken, dann kommt viel zusammen. Und das versuchen wir umzusetzen.“