Zu Besuch in Rom in den Tagen vor Ostern

Pilgerscharen und kaputte Straßen

Zu Ostern ist Rom beliebtes Reiseziel. Wer jetzt dorthin fährt, sollte aber wissen: Die Stadt erholt sich von einem harten Winter und betrauert einen beliebten Sohn. Da treten Sicherheit und Politik in den Hintergrund.

Autor/in:
Roland Juchem
 (DR)

"Alle Wege führen nach Rom." Wer aber in diesen Tagen als Tourist oder Pilger in die Ewige Stadt kommt, sollte seinen Wagen vor der Stadt stehen lassen. Denn die Straßen in Rom könnte das Gefährt nicht unbeschadet überstehen - oder wie in einem Fall gar darin versinken. Jahrelanges Missmanagement, Korruption, mangelnde Arbeitsmoral sowie ein ungewöhnlich kalter Winter mit Schnee, Frost und viel Regen hat die Straßen der Hauptstadt in Pisten voller Schlaglöcher verwandelt.

Wenn nach Regengüssen die Löcher mit brauner Brühe gefüllt sind, sieht man nicht, wie tief sie mitunter sind - nicht nur für Moped- und Radfahrer eine gefährliche Falle. Ein Loch, heißt es, sei binnen einer Stunde 15 Reifen zum Verhängnis geworden. Wie gewohnt jammern die Römer - oder nehmen es mit Humor. In Internetforen wird Bürgermeisterin Virginia Raggi dafür gedankt, Rom mit 4.000 Swimming-Pools ausgestattet zu haben.

Immerhin hat die seit zwei Jahren amtierende Politikerin der "5-Sterne-Bewegung" im Februar und März zwei "Marshall"-Pläne für die Infrastruktur der Stadt gestartet. Weil städtische Angestellte fehlen - oder diesen die Arbeitsmoral - sollen zur Ausbesserung der Straßen und Grünanlagen nun auch Gefängnisinsassen herangezogen werden. Der Erfolg bleibt abzuwarten. Aber wenn in Italien nicht nur Mailänder über Rom herziehen, sondern auch Neapolitaner, ist die Lage ernst.

Abschied von Fabrizio Frizzi

Und traurig ist sie. Denn am meisten scheint Rom in diesen Tagen um Fabrizio Frizzi zu trauern. Der Sohn der Stadt, der am Montag 60-jährig plötzlich starb, ist so etwas wie der Günther Jauch Italiens. Rund ein Dutzend Talent- und Quizshows hat Frizzi moderiert. Tausende haben sich am Mittwochvormittag vor der Kirche Santa Maria in Montesanto an der Piazza del Popolo in Rom eingefunden, um Abschied zu nehmen.

Dass derweil die Gewinner der Parlamentswahlen vom 4. März um eine rechtspopulistische Regierungskoalition streiten, nehmen die Menschen eher beiläufig war. Zwar haben sich die Gewinner "5-Sterne-Bewegung" und das Mitte-Rechts-Bündnis mit der fremdenfeindlichen "Lega" als stärkster Kraft relativ schnell auf die Vorsitzenden der Parlamentskammern geeinigt. Doch wer Ministerpräsident wird, ist noch völlig offen. Und da selbst die Deutschen zuletzt so lange für eine Regierung gebraucht haben, liegt Italien gut in der Zeit.

Auch Terrorwarnungen berühren die Italiener weniger. Aus Turin vermelden die Behörden am Mittwoch die Festnahme des mutmaßlichen Chefpropagandisten der Terrorgruppe IS in Italien, des 23-jährigen Italo-Marokkaners Elmahdi Halili. Zusätzlich gab es in Norditalien Razzien gegen weitere Verdächtige. Die Bedrohung durch "islamischen Terror war noch nie so groß", ließ Italiens Noch-Innenminister Marco Minniti bekanntgeben. Gleichwohl erläuterte sein Polizeichef am Dienstag nüchtern, es gebe wie auch früher rund um Ostern eine allgemeine Bedrohungslage, aber keine konkreten Hinweise.

Touristen zur Osterzeit

All dies hält Einwohner und Touristen nicht davon ab, in den ersten wärmeren Frühlingstagen die Altstadt zwischen Spanischer Treppe, Kolosseum und Vatikan zu bevölkern. Dort war am Samstagabend der Petersplatz weiträumig abgesperrt, um vor der Karwoche Straßen und Fußgängertunnel zu kontrollieren, Taschenkontrollen für Besucher des Petersplatzes wurden vorverlagert. Ob dies oder das kühle Wetter Grund ist für die relativ dünn besuchte Generalaudienz vor Ostern, ist unsicher.

Derweil wünscht man sich allseits "Buona Pasqua", auch wenn es bis zum Osterfest noch ein paar Tage sind. Selbst der Papst besuchte seinen Vorgänger schon am Dienstag der Karwoche, um ihm Frohe Ostern zu wünschen. In den Supermärkten türmen sich die Colombe, die traditionellen Osterkuchen in Form einer Taube; mancher Reisende auf dem Weg zu Bahnhof und Flughafen hat ein oder zwei davon auf den Rollkoffer geschnallt.

Die Temperaturen ziehen an, sollen in diesen Tagen erstmals 20 Grad erreichen. Mit Wärme und Sonne kann Rom besser umgehen als mit Kälte und Regen. So steigen die Chancen für die Straßen in der Ewigen Stadt. Wenn also am Ostersonntag der Papst seinen Segen "Urbi et orbi" spendet, wird mancher Römer eine besondere Betonung des ersten Wortes hören: "der Stadt (!) und (dann) dem Erdkreis".


Quelle:
KNA