Aktivisten entfernen Krippenfiguren aus Kirchen

"Zwei fehlen"

"Ein König sitzt im Lager Moria auf Lesbos fest": Im Vorfeld des Dreikönigstags haben Aktivisten aus mehreren Kirchen bundesweit Krippenfiguren entfernt, um auf das Schicksal von Flüchtlingen aufmerksam zu machen.

Weihnachtskrippe / © Alexander Hoffmann (shutterstock)

Unter anderem seien aus rund 15 Krippen in Berlin, Bielefeld, Darmstadt, Köln und Münster jeweils zwei der Heiligen Drei Könige heimlich entfernt worden, sagte Thorsten Meinholdt, einer der Sprecher der Aktion "Ausgegrenzt - Dreikönige vor den Toren Europas", der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auf Twitter und Instagram ist die Aktion unter @zwei_fehlen mitzuverfolgen.

Die "europäische Abschottungspolitik" habe verhindert, dass die beiden Könige "das neugeborene Flüchtlingskind Jesus von Nazareth begrüßen", ergänzte Sprecherin Rosa Frahm: "Ein König sitzt im Lager Moria auf Lesbos fest." Ein anderer werde "im Ankerzentrum Deggendorf festgehalten. Sein Ersuchen, den Messias mit Geschenken zu begrüßen, wird als offensichtlich unbegründet abgelehnt. Zur effektiveren Durchsetzung seiner Abschiebung darf er den Landkreis nicht verlassen."

"Gravierende humanitäre Notlage in den Flüchtlingslagern"

Mit der Aktion wolle man aufmerksam machen auf eine "gravierende humanitäre Notlage in den Flüchtlingslagern an den europäischen Außengrenzen und innerhalb Europas" sowie auf die "menschenunwürdige Unterbringung" in den Ankerzentren. All diese Lager müssten sofort geschlossen werden. Die dort untergebrachten Menschen müssten in Deutschland und anderen EU-Staaten aufgenommen werden.

Die Reaktionen aus den betroffenen Gemeinden seien überwiegend positiv gewesen, berichtete Meinholdt der KNA: "Und wo es Kritik gab, haben wir die Figuren sofort zurückgebracht." In allen Kirchen hätten die Aktivisten einen Zettel in der Krippe und einen Brief hinterlassen, um auf die Hintergründe aufmerksam zu machen. Zudem hätten sie zugesagt, die Figuren bald nach dem Dreikönigstag unversehrt zurückzubringen.

Am 6. Januar feiert die Kirche das Fest der Heiligen Drei Könige. Das Matthäus-Evangelium berichtet je nach Übersetzung von Weisen, Magiern oder Astrologen aus dem Osten, die, einer Sternenkonstellation folgend, über Jerusalem nach Bethlehem kamen, um den neugeborenen König der Juden zu suchen. Der Volksglauben machte aus den Magiern Könige verschiedener Erdteile und legte ihre Zahl in Anlehnung an die Zahl der Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe auf drei fest. In vielen Krippen werden die Figuren der Könige zum Dreikönigstag aufgestellt. 

Krippe

Krippen sind Futtertröge. In der Heiligen Schrift werden sie im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erwähnt. Beim Evangelisten Lukas heißt es: Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." 

Als Krippe wird auch die ganze figürliche Darstellung der Geburtsszene bezeichnet. Erstmals als Abbildung des Geburtsgeschehens Jesu sind Krippen im 16. Jahrhundert in Italien und Spanien nachweisbar, bald darauf auch in Süddeutschland. 

Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore (shutterstock)
Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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