Wegen eines Rom-Aufenthaltes war Kardinal Rainer Maria Woelki nicht dabei; es wurde aber ein längeres Gebet von ihm verlesen.
Während es im vergangenen Jahr heftigen Streit um die Veranstaltung gegeben hatte, blieb diesmal Protest aus.
Meditative Feier
In Vertretung von Woelki leitete Generalvikar Guido Assmann die meditative Feier. Zum Gedenken an die Betroffenen sexualisierter Gewalt entzündete er zu Beginn eine Kerze neben einem schlichten schwarzen Kreuz vor dem Altar.
In dem vom Assmann vorgetragenen Gebet bekundete Woelki sein Mitgefühl mit den Betroffenen. "Bis heute fällt es uns in der Kirche oft schwer, das Leid und die Wunden der Betroffenen anzuschauen und das Mitfühlen ihres Leids auszuhalten." Weiter heißt es in dem Gebet:
"Darum bringen wir die Not der Betroffenen, die Schuld der Täter und der Verantwortlichen und unsere eigene Hilflosigkeit vor Dich."
In dem Gottesdienst wurden auch Statements von Betroffenen vorgetragen. "Das schlimme Ereignis wird weggedrängt und holt einen im Alter wieder ein", führt etwa Birgit aus. "Betroffene, die sich für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs einsetzen, werden von anderen gedemütigt", so Klaus.
Initiative durch Papst Franziskus
Äußerer Anlass des Gottesdienstes war der 18. November, der Europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch. Papst Franziskus hat festgelegt, dass auch die Kirche an diesem Tag der Betroffenen gedenken soll.
Im vergangenen Jahr fiel der erste Gottesdienst dieser Art in die Auszeit von Woelki. Vertreten wurde er vom damaligen Übergangsverwalter der Erzdiözese, Weihbischof Rolf Steinhäuser. Er habe noch nie erlebt, dass ein Gottesdienst im Vorfeld so heftig umstritten gewesen sei, sagte er zu Beginn der Feier im Kölner Dom.
Während die Betroffenen im Beirat des Erzbistums wie in diesem Jahr das Gedenken mitgestaltet hatten, lehnten andere dies ab. "Dieses Ritual gehört zur Täterorganisation", sagte etwa der Theater- und Fernsehschauspieler Kai C. Moritz vom Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz. Steinhäuser begründete den Gottesdienst mit den Worten, als "Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln" habe er ihn nicht absetzen oder auf später verschieben wollen.