Fahnenbruck äußerte sich gegenüber der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstag).
Die durchschnittlichen Zahlungen der Kommission zur Anerkennung des Leids kämen im Schnitt nicht über 7.200 Euro hinaus. In vielen Fällen werde weniger bezahlt, so der Sprecher: "Vor allem ist das System völlig intransparent. Für die Bistümer selbst, aber erst recht für die Betroffenen."
Den Betroffenen gehe es aber nicht nur ums Geld, sagte Fahnenbruck.
Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen gefragt
Mindestens genauso wichtig sei für sie die Begleitung und das Gefühl "Ich bin auf deiner Seite, du kannst dich vertrauensvoll an mich wenden". Stattdessen hörten sie in den Medien von Vertretern der Kirche, dass sie die katholische Kirche arm machten. Viele dieser "unklugen Äußerungen" führten zu noch mehr Wut und Zorn. "Das Erste, worum es Betroffenen geht, wenn sie sich trauen und sich melden, ist angehört zu werden. Dass sie ihre Geschichte erzählen können, dass man ihnen glaubt."
Diese Gespräche sollten aber Personen mit therapeutischer Ausbildung führen, findet Fahnenbruck. Nach jahrzehntelangem Schweigen das erste Mal mit einem Menschen über den erlittenen Missbrauch zu reden, erfordere "ganz viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen".
Ein solches Gespräch könne auch mehrere Tage andauern, da es für Einzelne so belastend sei. Über Anerkennungsleistungen und deren Anträge im offiziellen Verfahren sollte dann später gesprochen werden. "Das ist Kritik an der Art und Weise, wie manche Bistümer das handhaben. Auch in Passau ist da viel Ausbaupotenzial."
Kirche oftmals sprachlos
Die katholische Kirche erlebe er sprachlos ob der schweren Vorwürfe, die gegen sie erhoben würden, sagte der Sprecher: "Ich würde mir eine Kirche wünschen, die nicht nur zugibt, was alle schon wissen, sondern mehr Empathie und persönliches Interesse an jedem Betroffenen zeigt, die für Aufklärung sorgt und vor allem für Transparenz steht." Doch dies sei leider noch immer nicht ausreichend zu sehen.
In der Diözese Passau sei man bei der Umsetzung der Rahmenordnung der Deutschen Bischofskonferenz schon sehr weit, sagte Fahnenbruck.
Andere Bistümer hätten dagegen eventuell noch keinen Betroffenenbeirat oder kämpften mit internen Problemen. "Aber es ist überall kein Herzensthema."