DOMRADIO.DE: In die Duisburger Liebfrauenkirche hatten am Mittwochabend die katholische Stadtkirche Duisburg und der Evangelische Kirchenkreis eingeladen. Vor rund hundert Zuschauern gaben Sie und der niederrheinische evangelische Theologieprofessor und Kabarettist Okko Herlyn eine Vorstellung, die sich um Heiteres, Frommes und Ökumenisches drehte. Wie hat sich das denn angefühlt, anders als sonst?
Willibert Pauels (Diakon und Kabarettist): Es hat sich schon anders angefühlt als sonst. Denn es war zwar ausverkauft, aber man hatte das Gefühl, der Saal sei gar nicht voll. Ja, klar, weil die Leute alle zwei Meter auseinander saßen. Das war schon anders. Aber trotzdem: Nach fünf Monaten Enthaltsamkeit war dieser Auftritt natürlich wunderbar, auch für die eigene Seele. Das war richtig schön.
DOMRADIO.DE: Kam denn Stimmung auf, wenn so wenig Leute da waren? Oder hatten die Mundschutz auf - da hört man das Lachen ja gar nicht?
Pauels: Sobald sie sich bewegten - also zu ihrem Platz gingen oder davon weg - mussten sie alle wieder die Maske aufziehen. Stimmung kam trotzdem auf, weil es ja eben diese tolle Mischung war, die sämtliche Klischees bedient: Auf der einen Seite der preußisch-protestantische Kabarettist vom Niederrhein, der in seinem Programm eher zum Schmunzeln anregt. Fein-säuberlich schriftlich ausgearbeitet, so wie Hanns Dieter Hüsch, was ja auch eher zum Schmunzeln und nie zum brüllenden Lachen war. Also der typische Protestant, würde ich mal sagen.
Und auf der anderen Seite, im Karnevals-Outfit mit Pappnase und Doof-Hütchen, der Clown - katholisch-italienisch, mehr improvisierend und zum Lachen, zum Heiterkeits-Ausbruch auffordernd. Diese Mischung, die wir nicht geprobt hatten, denn wir kannten uns vorher gar nicht, hat wunderbar geklappt. Und das ist dann Gott sei Dank auch auf das Publikum übergesprungen.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie denn für Themen behandelt?
Willibert Pauels: Zuerst einmal bot sich ja das Thema an: Wie ist der Niederrheiner so drauf? Da konnte Okko Herlyn natürlich im Hüsch-Stil wunderbar erzählen. Der Niederrheiner kapiert nichts, kann aber alles erklären - das ist von Hüsch. Und ich konnte erzählen, wie der Kölner drauf ist, bis hin zu dem frechen Verhältnis zu seiner Kirche. Der Kölner sagt ja: Der Kardinal kann sagen, was er will. Ich bleibe katholisch.
Es ging also zunächst mal um die regionale Färbung des Kölners - obwohl ich aus dem Bergischen komme, konnte ich das dem Duisburger Publikum schön darstellen - des Westfalen und des Niederrheiners.
Im zweiten Teil ging es dann um das, was uns trägt - die Religion, die Kirche, aber eben niemals fundamentalistisch, obwohl Herlyn calvinistisch ist. Aber er hat gesagt, wenn er evangelikal sein müsste, wäre er schon längst kein Christ mehr. Diese Lockerheit hatte er auch als Calvinist. Aber es ging eben auch darum, was ihn trägt. Und bei mir sowieso: Was mich trägt, ist der Glaube. Und das so darstellen zu können, dass die Menschen den Glauben begreifen, nämlich als befreiend und niemals einengend, das konnten wir beide schön darstellen.
DOMRADIO.DE: Was man deutlich merkt: Es hat Spaß gemacht. Was sagen Sie denn generell zum Thema Karneval? Sollte Karneval stattfinden oder in diesen Corona-Zeiten besser nicht?
Pauels: Karneval kann man ja - so wie Christoph Kuckelkorn (Anm. d. Red.: Präsident des Festkomitees Kölner Karneval) das richtig gesagt hat - gar nicht abschaffen oder verbieten. Aber bei bestimmten Veranstaltungen muss man sich einfach demütig dem beugen, was dann sein wird. Wenn es gefährlich ist, dann kann man bestimmte Veranstaltungen nicht machen. Man kann auch nicht auf Distanz schunkeln. Aber ich halte es noch für zu früh, jetzt schon Entscheidungen zu treffen.
Allerdings: Die kleinen Vereine brauchen eine Entscheidung. Wenn es nämlich offiziell abgesagt ist, sind sie abgesichert in ihren enormen Kosten. Das ist eine riesen-komplexes Problem, und ich bin froh, dass ich es nicht entscheiden muss. Aber unseren Karneval werden wir feiern. Nur wie, das wird man sehen.
Das Interview führte Heike Sicconi.