Weiter heißt es dort, die Kircheneinheit könne nur durch eine «Umkehr» der US-Anglikaner wiederhergestellt werden. Die dortige Episkopalkirche habe den Streit 2003 mit der Ernennung des bekennenden Homosexuellen Gene Robinson zum Bischof von New Hampshire ausgelöst.
Man habe «mit großer Anstrengung» versucht, die Krise zu verhindern; nun müsse gehandelt werden, betont der konservative Kirchenflügel in seiner Erklärung. Sonst drohe die Kirche «Millionen Menschen» vom wahren Glauben wegzuführen, der in der Heiligen Schrift offenbart sei.
Die Erklärung mit dem Titel «Der Weg, die Wahrheit und das Leben» sollte am Donnerstagabend im Vorfeld einer Konferenz zur Zukunft der anglikanischen Weltkirche (GAFCON) veröffentlicht werden, die am Sonntag in Jerusalem und Amman beginnt. Das Treffen im Vorfeld der Lambeth Conference, dem höchsten Beschlussgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft, die Ende Juli in England tagt, gilt als entscheidend für die Entscheidungsfindung des konservativen Flügels.
Homosexueller Bischof reist ungeladen zur Lambeth-Konferenz
Als ungeladener Gast will der homosexuelle US-Bischof Robinson an der Lambeth-Konferenz teilnehmen. Auch ohne sein Erscheinen dürfte das Thema Homosexualität ein Hauptthema der Konferenz sein. Zuletzt hatte am Wochenende das Ja-Wort zweier homosexueller Geistlicher in einer Londoner anglikanischen Kirche für heftige Proteste im konservativen Lager gesorgt. Die Lambeth-Konferenz tagt nur alle zehn Jahre. Mehr als 800 Bischöfe aus aller Welt werden erwartet.
Vor allem die konservativen Nationalkirchen Afrikas wehren sich vehement gegen die Weihe von bekennenden Homosexuellen. Mehrere afrikanische Kirchenführer, darunter auch Erzbischof Akinola, haben in den USA mittlerweile verschiedene Parallelstrukturen eingerichtet. Sogenannte «fliegende Bischöfe» sollen anglikanische Gläubige betreuen, die nicht unter einer liberalen Kirchenleitung stehen wollen.
Stichwort: Anglikanische Kirche
Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte Heinrich VIII. sich selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre. Später setzten sich protestantische Einflüsse durch, die 1549 zur Veröffentlichung des ersten anglikanischen Glaubensbuches führten, des "Book of Common Prayer".
Außerhalb Englands gibt es weltweit 26 anglikanische Kirchenprovinzen, etwa in den USA, Australien und mehreren afrikanischen Ländern, die an Bedeutung zunehmen. Weltweit gehören der anglikanischen Kirche etwa 78 Millionen Mitglieder an. Der Mutterkirche von England steht die Königin beziehungsweise der König als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury. Er hat jedoch als "Primus inter pares" (Erster unter Gleichen) keine Weisungsbefugnis für die jeweiligen Nationalkirchen.
Im 19. Jahrhundert löste eine Gruppe anglikanischer Geistlicher an der Universität Oxford eine Rückbesinnung auf katholische Elemente aus. Es kam zu einer Lagerbildung in die eher traditionell-konservative "High Church" und die eher liberal-protestantisch geprägte "Low Church". Beide Kirchenzweige stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander, das sich in den vergangenen Jahren erheblich verschärft hat. Streitfragen sind die in vielen Nationalkirchen zugelassene Weihe von Frauen zu Geistlichen, teils auch zu Bischöfinnen, der Umgang mit bekennend homosexuellen Priestern sowie kirchliche Zeremonien für gleichgeschlechtliche Paare. Diese Themen bedrohen immer stärker die Einheit der anglikanischen Weltgemeinschaft.
Anglikanische Weltkirche steht kurz vor Spaltung
Keine Hoffnung mehr?
Die anglikanische Weltkirche steht offenbar kurz vor der Spaltung. Es gebe "keine Hoffnung mehr" auf eine Einheit mit dem liberalen Flügel der Gemeinschaft, der homosexuelle Priester in der Kirche akzeptiert, schreibt der Erzbischof von Nigeria, Peter Akinola, in einer Erklärung der anglikanischen Traditionalisten, aus der die britische Tageszeitung "The Daily Telegraph" zitiert.
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