Laut BBC wird die Existenz einer «separaten Schattengemeinschaft» weitreichende Auswirkungen auf anglikanische Kirchen weltweit haben und ein «starkes Netzwerk» für «verstimmte Traditionalisten» schaffen. Das schiere Ausmaß der Bewegung, die rund 35 Millionen Gläubige innerhalb der 78 Millionen starken Weltkirche umfassen soll, stelle eine «ernsthafte Bedrohung» für Williams dar, hieß es auch in der Internet-Ausgabe des «Sunday Telegraph.» Andere Beobachter werten die innerkirchliche Bewegung als das «bedeutendste Ereignis seit der Reformation.»
Der Streit zwischen dem konservativen und dem liberalen Flügel der Kirche entzündete sich 2003 an der Ernennung des bekennenden Homosexuellen Gene Robinson zum Bischof von New Hampshire.
Traditionalisten werfen Williams fehlende Führungsqualitäten vor, weil er es versäumt habe, die «Abtrünnigen» in der Kirche zu disziplinieren. Der Ehrenprimas muss sich derweil am Freitag auf einen weiteren innerkirchlichen Streit gefasst machen. Auf der Generalsynode der Kirche von England in York soll die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt diskutiert werden. Mehr als 200 konservative Bischöfe wollen außerdem die Ende Juli in England stattfindende Lambeth-Konferenz boykottieren. Die Zusammenkunft ist das oberste Beschlussgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft.
Die anglikanische Kirche in England hat sich bislang nicht zu der Jerusalemer Erklärung geäußert. Auf der Lambeth-Konferenz werde es genug Zeit geben, um über das Verhältnis der verschiedenen Gruppen zueinander innerhalb der Kirche zu reden, sagte ein Sprecher der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).
Konservative Anglikaner gründen "Kirche innerhalb der Kirche"
Unter Druck
Die Schaffung einer konservativen Bewegung innerhalb der anglikanischen Kirche setzt den englischen Ehrenprimas Rowan Williams zunehmend unter Druck. Die auf der Globalen Anglikanischen Zukunftskonferenz (GAFCON) in Jerusalem gegründete "Kirche innerhalb der Kirche" bedeute effektiv ein Schisma, schreibt die britische Sonntagszeitung "The Sunday Times." Auch wenn sich die konservativen Bischöfe in ihrer Jerusalemer Erklärung von einer Spaltung distanzierten, handle es sich doch um die Schaffung einer Parallelstruktur mit eigenen Bischöfen, Priestern und Priesterseminaren, hieß es.
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