Kölner Stadtrat ebnet Weg für muslimisches Gotteshaus

Schramma verspricht "kölsche Moschee"

Die Vertreter des türkisch-islamischen Verbandes DITIB können aufatmen: Der Rat der Stadt Köln hat den Weg für die geplante Zentralmoschee frei gemacht. SPD, Linke, FDP und Grüne stimmten am Donnerstagabend mit ihrer gemeinsamen Mehrheit im Rat für eine Änderung des Bebauungsplans. Damit sind die baurechtlichen Hürden für das Moschee- und Gemeindezentrum aus dem Weg geräumt. Die CDU im Rat sprach sich fast geschlossen gegen das Projekt aus, obwohl Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) bei seinen Parteifreunden beharrlich für die Moschee geworben hatte.

Autor/in:
Markus Peters
 (DR)

Die Stadtratsentscheidung um die Kölner Großmoschee hat am Donnerstagnachmittag für groteske Szenen vor dem alten Kölner Rathaus gesorgt. Rechts protestierte eine Handvoll Moscheegegner der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Köln, ihnen gegenüber standen rund hundert linke Gegendemonstranten. Dazwischen standen etwas verloren gleich mehrere Brautpaare, die sich soeben im Standesamt das Ja-Wort gegeben hatten. Als sich zwei der Frischvermählten kurzerhand vor dem Autonomen Block zum Hochzeitsfoto aufstellten, gab es von dort spontan Beifall.

Nur wenige Schritte hinter ihnen im Rathaus hatte die Stadtratssitzung begonnen, auf der über die Großmoschee in Ehrenfeld entschieden werden sollte. Nach monatelangen, teilweise polemischen Diskussionen wurde es eine nüchterne, geradezu matte Debatte. Die Positionen der Parteien waren bekannt, das Ergebnis der Abstimmung keine Überraschung: SPD, FDP, Grünen und Linke stimmten für die notwendige Änderung des Bebauungsplanes. Neben Pro Köln lehnten auch die meisten CDU-Stadträte den Bau ab. Zwei Stadtratsmitglieder enthielten sich bei der Abstimmung, darunter ein Mitglied der christdemokratischen Fraktion.

Sieben Jahre Vorgeschichte
An gleicher Stelle hatte vor sieben Jahren die Vorgeschichte der Kölner Großmoschee begonnen. Damals beschloss der Stadtrat auf Antrag von CDU und FDP die Planung eines repräsentativen Gotteshauses für die Kölner Muslime. Als Träger des Baus wünschten sich die Kommunalpolitiker damals einen gemeinsamen Verein der muslimischen Verbände in Köln. Nachdem sich dieser Trägerverein wegen interner Streitereien ins politische Abseits manövriert hatte, blieb die dem türkischen Staat nahestehende Türkisch-Islamische Union (Ditib) als möglicher Bauherr übrig.

Als der Kölner Kirchenbauer Paul Böhm vor zwei Jahren den Architektenwettbewerb für die Moschee gewann, rückte der Bau erstmals in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Sein Entwurf sieht ein mehrgeschossiges Gebäude vor, dazu einen etwa 35 Meter hohen Kuppelbau und zwei Minarette mit einer Höhe von etwa 55 Metern.

Die rechtspopulistische Bürgerbewegung pro Köln initiierte ein Bürgerbegehren gegen die Moschee, das allerdings nicht auf die erforderliche Anzahl an Unterschriften kam. Bundesweite Aufmerksamkeit erzielte das Projekt dann im vergangenen Jahr, als der Schriftsteller Ralph Giordano den Bau scharf kritisierte. Angesichts der rasch aufkommenden öffentlichen Debatte rückte die Kölner CDU von ihrer Zustimmung für den Neubau ab und forderte erfolglos eine unauffälligere, kleinere Moschee.

Schramma zwischen den Fronten
Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), der sich stets für eine angemessen große Moschee für die rund 120 000 Moslems in Köln ausgesprochen hatte, geriet zwischen die Fronten. Er stimmte schließlich am Donnerstagabend im Stadtrat für den Bau in der ursprünglichen Variante und damit gegen seine eigene Partei. Er sei überzeugt, dass die Moschee ein würdiger Ort der Begegnung und des interreligiösen Dialogs werden können, betonte der Oberbürgermeister: "In wenigen Jahren werden wir alle von einer 'kölschen Moschee' sprechen".

Doch Schramma wusste auch, dass die Debatte um die Moschee mit der Abstimmung im Stadtrat nicht zu Ende ist. Der Umstand, dass die Kölner CDU in einer der meistdiskutierten Fragen der Stadt nicht hinter ihrem Oberbürgermeister steht, könnte im beginnenden Kommunalwahlkampf für ihn zum Problem werden. So versäumte Schramma es nicht, die Ditib nach der Abstimmung noch einmal ausdrücklich in die Pflicht zu nehmen: Er hoffe, dass die Organisation das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertige, mahnte er die Moschee-Bauherrn.

Führende Vertreter der Ditib hatten die Debatte auf der Zuschauertribüne verfolgt. Nach dem Ende der Abstimmung zeigten sie sich erleichtert. "Wir wissen, dass wir jetzt mehr denn je unter besonderer Beobachtung stehen", sagte ein Sprecher.

Im September sollen die Abrissbagger ihre Arbeit auf dem Ditib-Gelände beginnen. Der Moscheebau und das umliegende Areal könnten dann im Jahr 2010 eingeweiht werden.

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